Rezension
Rhye
Blood
Highlights: Taste // Count To Five // Song For You // Sinful
Genre: Pop // Funk // R´n´B
Sounds Like: Cigarettes After Sex // Sade // Perfume Genius // James Vincent McMorrow
VÖ: 02.02.2018
Pochend, wie der Herzschlag, vergehen die ersten Sekunden auf Rhyes neuem Album „Blood“, während nur der Hintergrundbeat zu hören ist. Nach kurzer Zeit umfließt diesen Beat eine weiche Melodie. Wie ein warmer Blutstrom gesellt sie sich geschmeidig zum Rhythmus. „Blood“ ist das neue Werk von Rhye betitelt. Blut, das ist ein ganz besonderer Saft, wie sich schon Mephisto in Goethes Faust äußerte. Dieser faszinierende Lebensstrom, der durch unsere Körper fließt, der innerhalb von nur einer Minute einmal durch den gesamten Körper gepumpt wird, der gleichzeitig wunderschön und schauerlich anzuschauen ist, wenn er aus dem Körper heraustritt. Blut, das ist etwas so Faszinierendes, dass man ihm gerne mal ein Album widmen kann. Vor allem, wenn der Vergleich der Musik mit diesem wärmenden Strom so trefflich ist.
„Blood“ ist, genau wie der Erstling „Woman“, wieder ein Album, das absolute Ruhe, Gelassenheit, Intimität und Geborgenheit ausstrahlt. Dabei sind die beiden Alben in ganz unterschiedlichen Kontexten entstanden. „We’ve spent the last few years on the road translating the Woman album from a bedroom project into a full live experience“, so Sänger Michael Milosh. Bei „Blood“ wäre es genau anders herum gewesen. Die Songs sind während des Tourens entstanden und dazu gemacht, um damit live aufzutreten. Während bei Liveshows von Rhye die Songs gerne mal verspielt erweitert werden, mehr Groove und Funk eingeflößt bekommen, scheinen die Songs auf den Alben aufs Wesentlichste reduziert worden zu sein, sind verletzlich. Um die Darbietung dieser Songs und somit der eigenen Verletzlichkeit erträglich zu machen, musste Milosh ihnen bei den Liveauftritten etwas mehr Showeffekt verleihen. Für beide Szenarien ist das sicherlich genau der richtige Weg, denn beim Livekonzert mit Hunderten von Menschen lässt sich diese Musik nur auf eine andere Art und Weise anhören, wie in intensiver, geborgener Atmosphäre zu Hause. Die Umwandlung der auf Tour entstandenen Songs hin zu Albumsongs auf „Blood“ ist überaus gut gelungen. Genau wie auf „Woman“ gibt es auch hier viele wunderbare Momente, die tief in den Bann ziehen, mit ihrer Schönheit bestechen, genauso wie eher R'n'B-lastige Popsongs, die verführerisch und sexy daherkommen.
„Taste“ erinnert mit seiner teils kühlen Elektronik und seiner gleichzeitig organische Wärme ausstrahlenden Instrumentierung an düstere Dancetracks von The/Das. Wenn in „Phoenix“ die Gitarre besonders funky klingt, lässt das an die gekonnt seichten und gleichzeitig tanzbaren Songs von Blood Orange denken. In seinen besonders einnehmenden und intimen Momenten fühlt es sich ein wenig an, wie Cigarettes After Sex zu hören. Mit Miloshs einzigartig umgarnender Stimme, gepaart mit der zurückhaltenden und gleichzeitig treffsicheren Instrumentierung, pochend, intensiv und tiefgehend, gleichzeitig samtig weich und drängend pumpend, sich an den Rhythmus anschmiegend, wirkt die Musik auf „Blood“ geradezu organisch. Wie das pulsierende Blut in unseren Körpern, wunderbar wohl temperiert, geschmeidig und pulsierend bahnen sich die Klänge ihren Weg in die Gehörgänge und wollen dort wohltuend verweilen.
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