Rezension

Real Estate

In Mind


Highlights: Darling // Stained Glass
Genre: Indie-Pop
Sounds Like: Ducktails // Woods // Whitney

VÖ: 17.03.2017

Von Real Estate kann man nun wirklich keine Änderung des Sounds erwarten. Oder dieses Mal etwa doch? Im Vorfeld zu den Aufnahmen von „In Mind“ stieg Gründungsmitglied Matt Mondanile aus, um sich fortan mehr seinem Projekt Ducktails zu widmen. Julian Lynch, langjähriger Freund der Band, ersetzte ihn umgehend. Vielleicht ja ein neuer Impuls für eine Band, die zuletzt mit ihrem unaufgeregt melodieverliebten Pop zwar immer noch für entspannte Wohlfühlmomente sorgte, allerdings auch Ansätze dafür zeigte, dass eine Frischzellenkur vielleicht auch mal ganz angebracht wäre.

Der Auftakt verläuft noch relativ überraschungsarm, aber im positiven Sinne. „Darling“ ist einer dieser typischen Real-Estate-Hits. Schöne Gitarrenmelodien, der angenehme Gesang von Martin Courtney und der idyllische Vibe, den die Band über die Jahre perfektioniert hat. Kurz gesagt ein Song zum Reinlegen. Auch das anschließende „Serve The Song“ und die zweite Single „Stained Glass“ schlagen in dieselbe Kerbe. Alles nichts Neues, aber gute Real-Estate-Songs eben.

Das ändert sich im weiteren Verlauf, in dem die Band das Tempo immer mehr runterfährt und die ohnehin schon leicht einlullende Wirkung ihrer Musik bis zum äußersten Exzess ausreizt. Zuerst lädt das dream-poppig angehauchte „After The Moon“ noch zu sanftem Entschlummern ein. Aber spätestens beim knapp siebenminütigen „Two Arrows“, in dem der angedeutete Ausbruch in Valium gepackt wird und aufgrund dessen an seiner eigenen Länge scheitert, wird der erste Schrei nach Kaffee laut. Bei der furchtbar öden Country-Nummer „Diamond Eyes“ befindet man sich schon längst in der REM-Phase.

Es ist einfach schade. Hat man zu Beginn von „In Mind“ noch den Eindruck, Real Estate in ihren besten Momenten zuzuhören, verwässert sich das Bild im weiteren Verlauf immer mehr, bis man schließlich soundtechnisch nur noch eine Altherren-Band vor sich sieht. Der neue Besen kehrt also noch nicht wirklich gut, sondern setzt vielmehr zu schnell Staub an. Ein wenig mehr Mut hätte es beim neuen Album schon sein dürfen.

Benjamin Köhler

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