Rezension
Razz
With Your Hands We'll Conquer
Highlights: Turning Shadows // Blink Of An Eye // Youth & Enjoyment
Genre: Indierock
Sounds Like: Kings Of Leon // Editors // Two Door Cinema Club
VÖ: 30.10.2015
„Die spielen so früh, weil die morgen noch ein Diktat schreiben müssen.“ DER Running Gag, wenn Razz 2013 auf Norder Stadtfesten oder in Auricher Jugendzentren spielten. Nicht, weil einem dieser Emsländer Indierock nicht gefallen oder man noch nie Bands jenseits der Bierlizenzgrenze gesehen hätte. Aber manchmal ist etwas distanzierter Sarkasmus eben die beste Art und Weise, wenn man sich auf Teufel komm raus keinen Reim darauf machen kann, dass eine SO gute Band noch SO jung ist.
Aber was bleibt einem auch übrig bei Songs wie den in den letzten Jahren immer viraler gewordenen „Turning Shadows“ oder „Youth & Enjoyment“: Nicht nur dank des ersten Musikvideos der Band, in dem eine Kings-Of-Leon-Platte erst geklaut und dann zerstört wird, wurden diese immer wieder mit den Glanztaten der Band um die Followill-Jungs verglichen und ließen vergessen, dass die Zeiten solch schnörkellosen Indierocks ja eigentlich schon vorbei zu sein schienen – und dass die restlichen Songs des Livesets beim ersten Eindruck fast noch besser wirkten, war schon beinahe etwas beängstigend.
Nach Jahren voller vereinzelter Konzerte und Facebookteaser – es gibt schließlich keine größeren Social-Media-Experten als Teenager – lässt sich nun sagen: Nein, besser als „Turning Shadows“ und „Youth & Enjoyment“ werden Razz auf Albumlänge nicht mehr. Das wäre aber in einer Gegend wie dem Emsland womöglich auch heute noch ein Grund gewesen, der Hexerei angeklagt zu werden und auf dem Scheiterhaufen zu landen. Zudem fällt eben ein doch meistens sehr ähnliches Schema auf: Immer wabern die Gitarren irgendwie, Niklas Keisers fantastisch smoothe Stimme kann zwar Emotionen transportieren, aber von denen auch nur ein gewisses Spektrum und zur nächsten Single eignet sich tendenziell auch fast jeder Song. Stichwort: Gut, aber selten überraschend. Razz scheinen ihren Sound schon sehr früh endgültig gefunden zu haben.
Nun ist das zum einen natürlich nicht wirklich schlimm, und zum anderen finden sich auf „With Your Hands We'll Conquer“ dann doch mal das zwischendurch schön kratzige „Blink Of An Eye“ oder die Verbeugung an Bands wie Radiohead oder Postal Service im abschließenden „The Blood Engine“. Und selbst, wenn dem nicht so wäre: Razz haben noch eine ganze Menge Zeit, um sich auch mal intensiver an Neuerem zu probieren. Und gemessen an der Qualität dieses Debüts wahrscheinlich auch eine ganze Menge Zuhörer, die sie damit erreichen werden.
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