Rezension

Ratatat

LP4


Highlights: Drugs // Neckbrace
Genre: Elektro-Pop // Post-Rock // Hip-Hop
Sounds Like: Caribou // Justice // LCD Soundsystem // Fujiya & Miyagi

VÖ: 04.06.2010

Ratatat &ndas; eine treffendere Onomatopoesie für den Sound des New Yorker Projektes gibt es kaum. Computer-Nerd und Technikfrickler Evan Mast und Gitarrist Mike Stroud haben unter diesem Pseudonym nun auf drei Alben und zahlreichen Remixen bewiesen, dass sie sich gekonnt jeder Genre-Zuweisung entziehen. Es kracht mal hier, bratzt dort und knallt dazwischen, es wechseln sich synthetische Klanglandschaften mit treibenden Bässen, skurillen Sounds und Gitarrenspielereien ab. Ist das noch Elektro-Pop? Eher nicht.

Das beweisen auch die Remixarbeiten für Missy Elliott, Kanye West, Dizzee Rascal, 50 Cent und vor allem Kid Cudi, mit dem sie mit "Pursuit Of Happiness" im letzten Jahr sogar die Charts enterten und mit ihm an einem weiteren Song auf dessen Album kollaborierten. Das alles ließ schon eine gewisse Richtung der neuen Platte vermuten: Features mit den oben genannten Hip-Hop-Akteuren oder eine generelle Umorientierung waren da im Gespräch. Doch es kommt letztlich alles anders. Denn auch auf der "LP4" betitelten, vierten Full-Length-Veröffentlichung bleiben Ratatat herrlich unberechenbar. Die einzigen Sprachfetzen, die zu hören sind, sind behutsam eingesetzte Samples der Schauspielerin Linda Manz und Originalzitate aus Werner Herzogs "Stroszek".

Gleichzeitig mit der Erweiterung des Instrumentariums (es wird beispielsweise ein gesamtes Streichorchester mit einbezogen) wird dem Arrangement der Songs etwas mehr Platz zur Entfaltung gegeben, während die einzelnen Spuren mit Sounds überlagert werden. Ein Widerspruch? Wohl kaum, denn man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass trotz aller Konzentration auf die Arrangements gewisse Mängel mit Sounds und Gefrickel überschwemmt werden, während der Song als solches nirgendwo anzukommen scheint. Vielleicht gar nicht ankommen will? Wie auch immer man es sieht, es bleibt der Eindruck eines "weirden" (so Technik-Chef Evan Mast) Sounds, der sich jedoch gerade in der Ziellosigkeit der Songstrukturen in einer Art nie enden wollenden Flusses auflöst. Und auch wenn die Vorgängeralben den Song und seine Ordnung mehr in die Mitte der Aufmerksamkeit rückten und damit Erfolg auf ganzer Linie hatten, muss der neue Ansatz darum kein schlechter sein.

Andreas Peters

Finden


Bye-Bye



Am 5. Januar 2021 haben wir éclat eingestellt. Mehr Infos hierzu gibt es auf unserer Startseite!