Rezension
Radical Face
The Family Tree: The Leaves
Highlights: Rivers In The Dust // Midnight // Bad Blood
Genre: Folk
Sounds Like: Electric President // Sufjan Stevens // Arcade Fire // Bon Iver
VÖ: 26.03.2016
Allumfassend, historisch, klug, literarisch, episch. Mit all diesen starken Adjektiven darf sich Ben Cooper völlig zu Recht und nun, da das dritte Album der Family-Tree-Trilogie erschienen ist, endgültig betiteln lassen. Das ambitionierte Projekt des vormaligen Schriftstellers, in drei Alben die Geschichte einer fiktiven Südstaatenfamilie mit all ihrem Leben, Gewalt, Leid, ihrer Zerrissenheit und ihrem Zusammenhalt widerzuspiegeln, findet mit „The Leaves“ seinen Abschluss. Der erste Teil „The Roots“ warf die berechtigte Frage auf, ob Cooper das hohe Niveau wird halten können. Der zweite Teil „The Branches“ hielt es. „The Leaves“ sind nun die Früchte, die die von ihm gezeichnete Geschichte trägt, aber auch die Früchte, die er selbst ernten wird, dafür, ein großartiges Projekt würdevoll zu seinem Endpunkt zu bringen.
Wobei "Endpunkt" hier nicht ganz das richtige Wort ist, denn die Erzählung der Geschichte hört hier zwar auf; die Anregung im Geist des Hörenden fängt erst an. Cooper versetzt uns mit seinen ausladenden, heimeligen Folk-Arrangements in eine andere Welt, und eine andere Welt bedeutet immer neue Gedanken, die wir zuvor noch nicht kannten. Er zeichnet die Geschichte des Lebens einer Familie, und lässt uns so an dem, was sie ausmacht, teilhaben. Musikalisch ist die Platte so dicht, dass es schwerfällt, Aspekte hervorzuheben. Viele Elemente, ein großes Ganzes.
Vertraut ist mittlerweile seine Stimme, mit der er die Geschichte würdig an ihr Ende bringt. Schwermut, Leichtigkeit, alles Leben einer Familie, alles, was ihr widerfährt, durch ihren Stammbaum wirbelt. Ben Cooper zeichnet diesen Stammbaum, und er zeichnet ihn mit „The Leaves“ erhaben zu Ende. Was auch immer er sich als nächstes Projekt vornehmen mag: Spannend wird es ziemlich sicher. Und bis dahin haben wir mit „The Family Tree“ genug zu tun. Schön, wenn Literatur und Musik so nah aneinanderrücken.
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