Rezension

Pure Reason Revolution
Hammer And Anvil
Highlights: Fight Fire // Over The Top // Last Man Last Round
Genre: Industrial
Sounds Like: Depeche Mode // Nine Inch Nails // Ministry// Sulpher
VÖ: 15.10.2010

Untätigkeit kann man den Engländern von Pure Reason Revolution sicherlich nicht vorwerfen. „Hammer & Anvil“ ist bereits das dritte Album in der recht kurzen Bandgeschichte und – so viel vorab – auch schon der dritte ernsthafte Stilwechsel. Erinnerte „The Dark Third“ irgendwie an Progressive Rock der 60er und 70er und erinnert man sich so gar nicht mehr an „Amor Vincit Omnia“, gibt es nun die geballte Ladung Industrial. So suggeriert es zumindest das Cover und auch im Opener „Fight Fire“ wird das Gaspedal viereinhalb Minuten voll durchgedrückt. Das ist noch lange nicht alles, denn, mittlerweile in den 80ern angekommen, könnte man dem halben Album unterstellen, Depeche-Mode-Coverversionen zu enthalten, wie „Black Mourning“, „Open Inssurection“, „Never Divide“ oder „Over The Top“, für das garantiert Tantiemen fällig werden.
Die Affinität zur Radiokompatibilität ist ebenfalls da, wie „Patriarch“ beweist. An diesem Stück zeigt sich allerdings auch, wie leicht sich einige Spielarten der Band abnutzen. Der wechselseitige Gesang von Chloe Alper, Jon Courtney und Jamie Willcox mag beim ersten Hören „Aha-Momente“ auslösen, wirkt jedoch ein wenig überzogen, wenn dieses Element bei jedem Song eingesetzt wird, als hätte man keine anderen Möglichkeiten. Denn dass die Band diese hat, sieht man an Stücken wie „Last Man Last Round“: Wohl eine der besten Laut/Leise-Industrial-Variationen seit Trent Reznor lieber Familiengründung und Fahrstuhlmusik betreibt, getragen von einem gesanglich überzeugenden Spannungsbogen. Oder „Blitzkrieg“: irrt irgendwo zwischen HipHop-Beats und Dancefloor herum. „Valour“ ist wiederum ein Versuch, einfachen Elektropop zu machen und dabei genauso verzichtbar wie die überkitschige Quotenballade „Armistice“, die dem Album den Abgang versaut.
Auf jeden Fall gebührt Pure Reason Revolution eine Menge Lob, nicht starr eine Richtung zu fahren, sondern immer wieder Neues aufzugreifen und bekannten Genres neue Facetten hinzuzufügen. Dass es dabei manchmal bei Oberflächlichkeiten bleibt, ist vertretbar, wenn es wie bei Hammer & Anvil in Maßen bleibt und der Rest überzeugen kann. Man darf gespannt sein auf Album Nummer vier.
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