Rezension

Pumarosa

Devastation


Highlights: Fall Apart // Factory // Heaven // Into The Woods
Genre: Pop // Trip-Hop // Post-Punk
Sounds Like: Veto // Pixx // Portishead

VÖ: 15.11.2019

Als Pumarosa auf den Bands-to-watch- und Newcomer-des-Jahres-Listen der britischen Musikpresse landeten, als die erste Single trotz Überlänge Radioplay bekam und höchste Erwartungen auslößte, sie diese dann mit einem hervorragenden Debütalbum bestätigen konnten, und Frontfrau Isabel Muñoz-Newsome in der Releasewoche des Debüts eine Krebsdiagnose erhielt, da war es wohl nur logisch sich Sorgen um die Zukunft der Band zu machen. Dass alles zu viel wird. Dass es nicht mehr sein kann, wie es vorher war.

Dass sich etwas verändert hat, verleugnet „Devastation“, das zweite Album der Londoner, nicht. Die Genregrenzen von Dream Pop, Post-Punk, EDM, und Trip-Hop verschwimmen wie schon auf dem Vorgänger „The Witch“ zum eigenen Sound der Band, den sie „Industrial Spiritual“ nennen. Nur dass sich die Waage jetzt deutlicher Richtung Industrial neigt: Die Elektrobeats zucken schon auf dem Opener „Fall Apart“ los, Gitarre, Bass und Synth loopen düster, kreischen manchmal schräg und lockern sich nur zum Refrain hin etwas auf.

Inzwischen wieder gesundet, verliert Muñoz-Newsome nie den eigenen politischen Horizont aus den Augen, scheint sich für die Texte aber mehr mit sich selbst und dem eigenen Körper beschäftigt zu haben. „So, time to fuck shit up / just to check that I‘m breathing“, singt sie auf „Lose Control“, dem poppigsten Song, der hymnenhaft und mit kleinen Folk-Sprenkeln überraschenderweise an Florence And The Machine erinnert. In der Abwechslung liegt die Stärke des Albums: „Factory“, der Anker in der Mitte der Platte, ist ein dunkler Trip-Hop-Marsch, der stets zu explodieren droht. „Heaven“ ist eine hallende 80s Dance-Nummer mit treibendem Clubbeat. Und bei „I Am Lost“ verliert sich die Band tatsächlich in einer Traumlandschaft, die sich über acht Minuten streckt.

Dass die Songs in der großen Zahl an Einflüssen und Sounds nicht untergehen, ist zum einen der Vielseitigkeit von Muñoz-Newsomes Simme, zum anderen aber der Erfahrung von Produzent John Congleton geschuldet, der zum ersten Mal mit der Band gearbeitet hat. Immer geben sich Instrumentierung und Gesang den Raum, den sie brauchen. Kleine Details, elektronische Spielereien, machen Spaß und fügen alles zu einem größeren Ganzen zusammen.

Man hätte sich keine Sorgen machen müssen: „Devastation“ ist ernster, konzentrierter, weniger träumerisch. Aber Pumarosa haben sich nicht unterkriegen lassen, weder von den Erwartungen noch von der Krankheit, und ein starkes zweites Album geschaffen.

Marc Grimmer

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