„Typisch Frau – Typisch Mann“, „Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken.“ – die Liste der Formate auf Privatsendern, der Bestseller und nicht zuletzt die stumpfsinnigen sogenannten Comedians, die sich mit dem vielbeschworenen Geschlechterunterschied befassen, ist schier unendlich. Guillermo Scott Herren geht – wer hätte es bei diesem Avantegardisten anders erwartet – bei ähnlicher Thematik einen völlig anderen Weg.

Mit seinem siebten Studioalbum seines Pseudonyms Prefuse 73, das nur eines unter vielen ist, hat Herren ein musikalisches Konzept um die menschliche Weiblichkeit gestrickt. Bei genauerer Betrachtung gar kein so überraschender Schritt. Auf den sechs Vorgängeralben hat Herren am Beispiel des urmännlichen Genres Hip-Hop die Grenzen der Männlichkeit durch Fusion mit anderen Musikrichtungen ausgelotet und durch Zerstückelung von Beats und einer Neuarrangierung klassischer Hip-Hop-Strukturen das symbolische Phallussymbol, das aus männlichen Codes errichtet wurde, fleißig dekonstruiert hat.

Nun zeigt uns Herren auf „The Only She Chapters“, was seine Vorstellung von Weiblichkeit ist. Da wäre zunächst einmal ein Bruch mit der Soundtradition von Prefuse 73 – denn mit Hip Hop, selbst in seiner dekontextualisierten Form, hat diese Platte wenig zu tun. Viel mehr wird hier eine Ambient-Matte ausgelegt, die die Basis darstellt aufgrund derer die Weiblichkeit sich entfalten kann. So leihen Trisha Keenan, Shara Worden und Zola Jesus den Tracks ihre Stimmen und liefern die Frauenpower, ohne die das Album nur ein hohles Konzept mit leeren Versprechungen wäre. Das Herren‘sche Prinzip der Weiblichkeit weist dabei keine Höhen und keine Tiefen auf, plätschert im Gegenteil oft vor sich hin. Ob das so beabsichtigt war und was man da hinein interpretieren soll, bleibt der Fantasie des Hörers überlassen. Und das ist auch gut so, wenn man bedenkt, dass diese bei der gewöhnlichen – oben beschriebenen – Auseinandersetzung mit dem Thema Hirn und Geist zunehmend abstumpfen.

Andreas Peters

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