Rezension

Porridge Radio

Every Bad


Highlights: Born Confused // Sweet // Long // Pop Song
Genre: Indierock // Postpunk
Sounds Like: Karen O // Savages // Sorry

VÖ: 13.03.2020

“You will like me when you meet me, you might even fall in love” – wie wahr sind doch diese Zeilen aus dem Song "Sweet". Porridge Radio haben sich in den letzten Jahren insbesondere in der DIY-Musikszene Großbritanniens mit ihren fantastischen Live-Shows einen Namen gemacht und präsentieren nun mit „Every Bad“ ihr zweites Album.

Sicherlich löst ihr Bandname kontroverse Diskussionen aus und es könnte auch darüber geschrieben werden, wie gut oder schlecht dieser ist, aber eigentlich kann das auch ziemlich egal sein. Denn das, was zählt, ist, dass dieses Album bis auf ein paar kleinere Schwachstellen äußerst stark, energetisierend und berührend ist. Ein zentraler Grund dafür sind die Lyrics und die Direktheit der Songs bei gleichzeitiger Verletzlichkeit. Frontfrau Dana Margolin bringt darin in lyrisch pointierter Weise ihr Seelenleben näher, abwechselnd gesungen, geschrien, geflüstert. “A lot of it was figuring out how I want to exist in relation to others, and how to process my own feelings, how to be vulnerable, how to show people how I feel. I struggle with being vulnerable and being open, so that’s something I do through songs„ beschreibt Margolin ihren Bezug zu den Songs. Immer wieder stellt sie existenzialistische Fragen um Zerrissenheit und Schmerz und damit verbundene unauflösliche Widerstände in den Fokus. Charakteristisch ist dabei, dass oft nur ein, zwei Sätze mantrahaft wiederholt werden und so ihre Mehrdeutigkeit eröffnen. Beispielweise in den Lyrics von “Pop Song”, wo es um die Zerrissenheit zwischen Freiheit und Sicherheit geht. Einerseits besingt Margolin fast klagend den Wunsch nach einem Zuhause, einem safe space, („Oh won’t you take me home?“) , um sich im nächsten Moment wieder davon loszusingen: „And I’m not coming home // no, I’m never coming back“. Der Track endet mit der charakteristischen, schier endlosen Wiederholung einer Zeile („And please make me feel safe“) und lässt einen so das Dilemma spüren.

Musikalisch werden diese Lyrics abwechslungsreich untermalt mit dichten Soundteppichen, mal düster, mal schleppend, mal laut und entladend, mal ruhig, klar und fragil. Porridge Radio überzeugen mit diesem Album, nicht weil sie hier etwas völlig Neues erschaffen, sondern weil sie die Liebe zu Altbekanntem wieder neu aufleben lassen.

Lina Niebling

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