Rezension

Porcupine Tree

Fear Of A Blank Planet


Highlights: Fear Of A Blank Planet // Anesthetize // Sleep Together
Genre: Progrock
Sounds Like: Blackfield // Opeth // Riverside

VÖ: 13.04.2007

Wenn man Steven Wilson so sieht, denkt man nicht, dass dieser Mann irgendjemandem etwas zuleide tun könnte. Mit seinen knapp vierzig Jahren sieht er immer noch so aus, als ob er auf der Highschool der klassische Außenseiter wäre, der hilflos mit ansieht, wie die Footballspieler ihm sein Pausengeld abknöpfen. Doch bereits seit dem letzten Album ist etwas passiert. Steven Wilson ist nicht mehr nur der nette Frontmann. Er beschwert sich in Interviews darüber, dass seine Band kategorisiert wird, er prangert öffentlich die Musikindustrie für ihre Misswirtschaft an, und er verleiht Porcupine Tree einen zunehmend „härteren“ Anstrich, als man das bisher gewohnt war.

Bereits der Opener und Titeltrack von „Fear Of A Blank Planet“ bezeugt diesen Wandel. Düstere Gitarren, Double Bass, das Tempo ist hoch. Dazu ein Text, der vor Zynismus nur so strotzt. Die Medienwelt wird bitterböse vorgeführt, und selbst vor Pearl Jam wird nicht haltgemacht. Was Eddie Vedder und Co. falsch gemacht haben, bleibt erstmal ein Geheimnis. Nicht jedoch die Überraschung, dass Porcupine Tree offensichtlich auch anders können, als die nette Progrockkapelle von nebenan zu sein. „My Ashes“ zieht im Anschluss die Reißleine. Man will auch nicht gleich übertreiben. Eine schöne und recht typische Porcupine Tree Ballade, die zwar nicht so kitschig daherkommt, wie seinerzeit „Lazarus“, aber im Albumkontext doch ein wenig schwächelt.

Im Anschluss folgt nämlich das Opus Magnum, das Meisterwerk, die zentrale Stütze oder einfach DER Song des Albums: „Anesthetize“ zieht in knapp 18 Minuten sämtliche Register, die diese Band im Laufe ihrer Karriere gezogen hat. Atmosphärische Klangteppiche, ausufernde Instrumentalpassagen und das ein oder andere Solo, für das Wilson schon immer eine kleine Schwäche hatte. Und aber eben auch die neugewonnene Härte. Das sind schon regelrechte Meshuggah Gitarren, die sich da zeitweise ein Duell mit Gavin Harrisons doppelten Fußpedalen liefern. Unzählige weitere Vergleiche könnte man noch anstrengen, denn um „Anesthetize“ in seiner Gänze zu beschreiben, ist schon beinahe der Umfang einer Diplomarbeit nötig.

Auch nach diesem Brocken von Song muss erstmal eine Verschnaufpause genommen werden. „Sentimental“ trägt den Namen zu Recht und erinnert im Refrain sehr stark an die seligen Pink Floyd. Gegen Ende lässt es sich Steven Wilson auch nicht nehmen, Teile von „Trains“ zu verbraten. Fügt sich zwar wunderbar in das Lied ein, hinterlässt aber einen etwas faden Beigeschmack. „Way Out Of Here“ gibt dann noch mal eine perfekte Symbiose aus alten und neuen Porcupine Tree, bevor das Album mit „Sleep Together“ einen Abschluss findet, der ganz einfach nur perfekt ist. Ein gemächlicher Aufbau, bevor der Chorus losbricht und die bedrohliche Atmosphäre entlädt. Immer begleitend dabei viele Streicher, die zum Finale hin das Ruder komplett an sich reißen und ein weiteres gelungenes Album von Porcupine Tree furios beschließen. Nach all den Jahren schon wieder alles richtig gemacht. Auf die weitere Entwicklung darf man gespannt sein, Angst davor haben brauch man jedenfalls nicht.

Benjamin Köhler

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