Rezension

Plantman

Whispering Trees


Highlights: Spirit Or Spell // Crackles // Lunaria // Widescreen Heart
Genre: Indie // Brit-Pop
Sounds Like: I Am Kloot // Go-Betweens // Field Mice // The Velvet Underground

VÖ: 26.04.2013

Plantman! Nanananananana... Plantman! Hätte klanglich anstelle des geflügelten Superhelden aus Gotham City eigentlich auch gut gepasst. Leider reichte es für Plantman in den 60ern dann doch nur zu einer Rolle als Bösewicht, und nachdem er von Iron Man & Co ordentlich auf die Mütze bekam, verschwand er auch wieder relativ schnell von der Bildfläche. Nun startet der alte Schurke dennoch unverhofft ein Comeback – wobei nicht ganz klar ist, ob Matt Randall, hauptberuflich Gärtner (!) und nebenher bei einer Band namens Beatglider aktiv, für sein Solo-Projekt nicht einfach nur seine Jobbeschreibung verschönert hat. In jedem Fall wird der „musikalische Plantman“ mit „Whispering Trees“ für schönere Stunden sorgen als die olle Comic-Figur.

War auf seinem Debüt-Album „Closer To The Snow“, welches vor drei Jahren in kleinster Auflage erschien, noch alles ein wenig roh und unausgereift, legt Randall mit seiner zweiten Platte einen regelrechten Quantensprung in Sachen Songwriting hin. Wirklich jedes einzelne der fünfzehn Stücke besticht durch eine wunderschöne Melodie, zu der Matt Randall mit unglaublich wohlklingender Stimme passende Textzeilen liefert, die sich vornehmlich um Liebe, Leben und natürlich die Natur drehen. Instrumentiert wird dies ganz unaufgeregt mit vornehmlich gezupfter Gitarre, Bass, Orgel, Piano, Melodica und sanften Drums, welche von den einzigen beiden Gastmusikern Adam Radmall und Bryan Styles abwechselnd beigesteuert werden.

Jetzt könnte man befürchten, dass sich „Whispering Trees“ in schlurfiger Indie-Pop-Romantik ergeht, der auf Dauer die Spannung abhanden kommt. Ähnlich wie die Brüder im Geiste I Am Kloot schafft es Plantman aber durch ganz unterschiedliche Dynamiken und Songstrukturen, das Aufmerksamkeitslevel hoch zu halten. Da wandelt man schon mal zeitweise etwas lauter auf Shoegazing-Pfaden („Crackles“), geht einen Schritt rüber zum Dream-Pop („Lunaria“) oder packt einen Song in klassischem Singer/Songwriter-Gewand aus („Widescreen Heart“). Es ist erstaunlich, welche Bandbreite sich hinter dem Album verbirgt, obwohl es in seiner Gesamtheit vollkommen homogen klingt.

Plantman sät mit „Whispering Trees“ fünfzehn Songperlen, die sofort aufgehen und lange Zeit in voller Pracht erblühen werden. Und als wäre dies noch nicht genug, hübscht das von der Künstlerin Amy Adele Seymour gestaltete Artwork des Albums auch noch jedes Plattenregal entscheidend auf. Man kann nur hoffen, dass Matt Randall auch weiterhin regelmäßig die Gartenharke zugunsten der Akustikgitarre in die Ecke stellt, um damit die Welt ein wenig mehr zu retten.

Benjamin Köhler

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