Etwas höher gezogene Mundwinkel – so könnte man die Besonderheit von Placebos „Loud Like Love“ inmitten des Werkes der Band vielleicht am treffendsten beschreiben: Denn wer die Songs dieses siebten Albums hört, stellt sich Brian Molko mit einer Spur von Lächeln auf dem Gesicht vor, mit Hoffnung im Herzen und Euphorie im Körper.

Zwar ist auch „Loud Like Love“ kein komplettes Äquivalent zur Farbexplosion des Covers, die im Vergleich zur Sonnenfinsternis des Vorgängers „Battle For The Sun“ bereits Bände spricht – aber schon der positive Grundton des Titeltracks (und Albumopeners) und die freche Triebfixierung in „Rob The Bank“ klecksen bunte Punkte auf die Emotionsleinwand der Band, die zuvor meist in schlichtem Grau gehalten war. Wer so fühlt, hat natürlich weniger Dampf abzulassen – so hält sich eher lospolterndes, bandtypisches Singlematerial wie „Purify“ noch in Grenzen und macht dafür weitflächigen Soundlandschaften wie in „Begin The End“ oder „Hold On To Me“ Platz.

Eine vollkommen andere Band sind Placebo dennoch nicht, können sie auch nicht sein – dafür behalten sie zuviele ihrer Trademarks bei. Wer kann schließlich die Grundstimmung eines Songs durch eine gerade einmal aus zwei bis drei Tönen bestehende Klaviermelodie im Refrain so verändern wie Placebo? Und wer schafft es sonst, bei jedem Album aufs Neue wundervolle Balladen wie „Bosco“ zu schreiben, die genau auf Molkos einzigartigen Gesang zugeschnitten sind? Wer diese Stärken der Band schätzt, findet auch auf „Loud Like Love“ wieder gelungene Beweise dafür nebst eher ungewohnten, bunten Facetten – wer noch nicht an diesem Punkt angelangt ist, der möge sich besser erst einmal mit dem Frühwerk in eine der letzten großen Rockbands der 90er hineinhören. „Without You I'm Nothing“ wird nächsten Monat 15 Jahre alt.

Jan Martens

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