Rezension

Pinback

Autumn Of The Seraphs


Highlights: From Nothing To Nowhere // Good To Sea // Bouquet
Genre: Indie
Sounds Like: Three Mile Pilot // Sebadoh // Built To Spill

VÖ: 14.09.2007

Pinback-Alben sind schon ein außergewöhnliches Hörerlebnis. Da kann man der Platte noch so viele Durchläufe geben, aber den einzelnen Songs dann die Songtitel zuordnen? Fehlanzeige. Grund: Pinback-Werke funktionieren fast ausschließlich als Ganzes. Auch in diesem Fall als ein einziger 44minütiger Mammutsong. Da Armistead Burwell Smith IV und Robertdale Rulon Crow Jr. zwar größenwahnsinnige Namen haben, aber diesen Größenwahn eben nicht auf ihre Musik ausdehnen, sind es dann doch elf nahezu perfekte Popsongs geworden. Wie man es gewohnt ist, wird nun auch auf ihrem Drittwerk ein wahres Harmoniefeuerwerk abgebrannt und unzählige kleine Melodien setzen direkt da an, wo sie auch hängen bleiben.

Wie sie das genau schaffen, ist schon eine recht außergewöhnliche Leistung, denn besonders viele Stilmittel verwenden die beiden Köpfe von Pinback ja nicht gerade. Deshalb könnten sich ungeübte Ohren auch leicht über mangelnde Abwechslung beklagen. Das Grundgerüst der Songs ist im Prinzip immer das Gleiche: Eine einfache Gitarrenmelodie beginnt Hand in Hand mit einer simplen Bassline ein perfektes, aber unspektakuläres Zusammenspiel und außer ein paar eingestreuten Bridges bleibt das dann auch so bis zum Ende. Genau das Futter, welches den gemeinen Indiepopfetischisten frohlockend in die Hände klatschen lässt. Eine andere Zielgruppe müssen und wollen Pinback auch gar nicht ansprechen, daher natürlich auch alles richtig gemacht die Herren.

Immerhin gibt es aber doch leichte Veränderungen auszumachen. „Autumn Of The Seraphs“ ist dynamischer und druckvoller als die beiden Vorgänger. Grund hierfür das Mitwirken von Mario Rubalcaba (Rocket From The Crypt) und Chris Prescott (No Knife), die sich den Job am Schlagzeug teilen und somit für einen tighteren Drumsound sorgen. Das fällt auch sogleich bei dem ersten Stück „From Nothing To Nowhere“ auf. Vielleicht der beste Song, den Pinback bisher aufgenommen haben. Er geht steil nach vorne, unterlegt von einer hinterhältig grandiosen Melodie, die alles in allem ein wenig an Jimmy Eat World erinnert.

Natürlich bedeutet das nicht, dass Pinback diesmal ständig aufs Gaspedal drücken. Auch weiterhin wird an den richtigen Stellen das Tempo rausgenommen und der alte Drumcomputer rausgeholt („How We Breathe“). Im Grunde also alles beim Alten oder eben doch nicht, denn den Abgesang von „Off By 50“ hätten sie sich wirklich sparen können. Der klingt genauso martialisch, wie die Artworkgestaltung aussieht. Kleiner Abzug in der B-Note, ansonsten die Kür bravorös gemeistert.

Benjamin Köhler

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