Rezension

Pictureplane

Dark Rift


Highlights: 5th Sun // Goth Star // Time Teens // Dark Rift
Genre: Electronic // Lo-Fi // Noise
Sounds Like: Neon Indian // Flying Lotus // The Avalanches // HEALTH

VÖ: 07.08.2009

Die Erscheinung ist vom Betrachter nicht losgelöst, vielmehr in die Individualität desselben verschlungen und verwickelt.” (Goethe)

In den letzten Monaten habe ich kein Album öfter gehört und geliebt als “Dark Rift” von Pictureplane, ein Album, das nahezu heimlich veröffentlicht wurde. Eine knappe Stunde voller Ecken und Kanten, Unstimmigkeiten und Schönheit - eigentlich wie ein perfekter Tag.

Hinter dem Pseudonym "Pictureplane" versteckt sich Travis Egedy, Mitte 20, dessen Heimatstadt Denver beziehungsweise Santa Fe ist. “Dark Rift” (benannt nach einer alle 26.000 Jahre eintretenden Konstellation, in der sich die Erde im Mittelpunkt unserer Galaxie befindet, potentiell Weltuntergang) ist das zweite Album, was seiner Feder entsprungen ist - und ja, es klingt wie nichts die letzten, sagen wir, 26.000 Jahre.

Von Stereogum charmant als the dance record of the summer for people who aren't used to Dancing beschrieben, macht Egedy in seinem digitalen Wahn vor kaum einer elektronischen Stilrichtung halt, sampled was das Zeug hält und kreiert damit ein beeindruckendes Gesamtkunstwerk. Wenn The Avalanchas 2001 mit “Since I Left You” alle Gefühle eines warmen Sommertages zusammengemischt haben, hat Pictureplane mit “Dark Rift” die dazugehörige Nacht übernommen. Von 90er-Jahre-Clubemotionen (“Trance Doll“) über 80er-Jahre-Dancepop (“5th Sun“) bis hin zu futuristischen Endzeit-Balladen (“Goth Star“) trifft Egedy immer voll ins Schwarze, eben da, wo es wehtut - hier fragt man sich, ob es in seiner vollkommenen Unvollständigkeit Produkt monatelanger Berechnungen oder puren Zufalls ist, wobei das auch egal ist, denn kein zweites Album bringt den aktuellen Zeitgeist derart konsequent auf den Punkt. “Dark Rift” stellt einen angemessenen Schlusspunkt eines großartigen Musikjahrzehnts dar. Mehr gibt es an dieser Stelle nicht mehr zu schreiben.

Paul Weinreich

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