Rezension

Philm

Harmonic


Highlights: Amoniac // Harmonic // Mezzanine
Genre: Jazzrock // Metal // Hardcore // Psychedelic Rock
Sounds Like: Fantomas // Black Sabbath // Led Zeppelin // Mr. Bungle // Melvins

VÖ: 18.05.2012

Wo Dave Lombardo draufsteht, muss doch Geknüppel drin sein, oder? Zumindest ist so die einhellige Meinung, wenn gemeinhin der Name des Slayer-Schlagzeugers fällt. Philm heißt das neue Bandprojekt, bei dem dieser Teil eines Trios ist – und, ja, wenn man die ersten Takte des Debüts „Harmonic“ um die Ohren geknallt bekommt, denkt man sofort, alles wäre klar. Betont schnelles Losprügeln, Bassgeschredder von Pancho Tomaselli, dazu der an 80s-Hardcore erinnernde Schreigesang von Sänger Gerry Nestler – der Einstieg könnte erwartungserfüllender kaum sein. Wer gehofft hatte, hier eine weitere Metal-/Punk-/Hardcore-Platte unter der Handschrift einiger bekannter Genregrößen zu hören, wird sicher nicht enttäuscht.

Wenig später jedoch zeigt sich, wie sehr ein erster Schein trügen kann. Nach den ersten vier Tracks weicht die Schnelligkeit komplett der Virtuosität und statt kompromisslos heißt es nun komplex. Song Nummer fünf, „Way Down“, hat mit Punk und Hardcore absolut gar nichts mehr zu tun, sondern bewegt sich im Feld von Pink Floyd, Led Zeppelin und Black Sabbath. Immer weiter in die 60er driftet mit jeder Minute der Sound der Band, im nächsten Stück „Harmonic“ ist plötzlich psychedelischer Rock Mittelpunkt des Geschehens. „Exuberance“ wagt gar den Schritt ins Feld des Jazzrocks. Stumpfes Geschrei und Doublebass tauchen zwar immer wieder mal auf („Sex Amp“, „Held in Light“, „Dome“), hauptsächlich jedoch fabrizieren die drei eine Hommage an die Helden ihres Plattenschrankes. Und da stehen Saint Vitus scheinbar direkt neben dem Mahavishnu Orchestra und King Crimson.

„Harmonic“ als Ganzes, gar als aufeinanderfolgende Reise zu begreifen oder zu hören, erscheint aufgrund der vielen Tempo-, Genre- und Lautstärkenschwankungen schwierig, auch ein einstimmiges Urteil über dieses Werk lässt sich schwer fällen. Zu weit entfernt sind die einzelnen Bestandteile dieser etwas über einstündigen Platte – wer den Hardcore-Opener „Vitrolize“ mit dem seichten Gitarrengeplänkel von „Mezzanine“ in einen Topf werfen will, kann nur scheitern. So lässt sich festhalten, dass „Philm“ vielleicht etwas zu viel von allem auf einmal wollen – eine striktere Trennung der unterschiedlichen Stile auf zwei Hälften oder gar zwei Alben würde die Auseinandersetzung mit dieser Band sicher deutlich erleichtern.

Klaus Porst

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Making Of zu "Harmonic" & "Held In Light"

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