Philipp Gorbachev ist anstrengend. Er macht Musik, die man sich nicht einfach mal nach dem Mittagessen anhören sollte. Und wenn doch, dann im abgedunkelten Raum, über gute Boxen, die den Bass bestmöglich wiedergeben. Gorbachev macht Musik, die man sich auf einer illegalen Bunkerparty wünscht. Mit verstörenden, aber glücklichen Gestalten, die um einen herumtanzen – und natürlich mit Gorbachev selbst, der sich seine eigene Flagge als Umhang umwirft und die Liebe und das Leben zelebriert.

Die Liebe, die sieht Gorbachev nämlich als Rettung in dieser verstörenden Welt, die vom Kapitalismus und Religionsmissbrauch geprägt ist, und in der es scheint, als könne man niemandem mehr trauen. Aber genau das sollte man, sagt Gorbachev: die imaginären Boxen öffnen, uns der Welt öffnen, miteinander feiern! Dafür ist „Unlock The Box“ der Soundtrack, auch, wenn er beim ersten Hinhören nicht so sehr nach einer Liebesbotschaft klingt.

Kicks und Hi-Hats dominieren immer wieder die Songs, verfremdeter Gesang legt sich teils über die durchscheinenden, kurzen Melodien. „Lazer Ft. Interchain“ klingt wie ein verhackstückelter Kampf mit Lasergeschossen in der Stahlindustrie. Viel passiert da nicht, aber man kann dennoch irre dazu abtanzen. Wenn dann nach fast drei Minuten die Melodie einsetzt, um kurz später vom hackenden, monotonen Beat wieder abgelöst zu werden, wird die Menge pfeifen, feiern und die Hände hoch reißen! Die besten Parts auf „Unlock The Box“ sind die, in denen Gorbachevs Ursprung durchscheint, in denen er etwas weniger Härte und mehr Witz durchscheinen lässt, das Mikrofon in die Hand nimmt. Wenn er verfremdete russische Lyrics einstreut, abgefahrene Lasersounds aufploppen lässt, sein Ding macht, das einfach irre klingt. Wenn das seine Art ist, Liebe zu zeigen, dann bitte, weiter so!

Marlena Julia Dorniak

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