Rezension
Philip Selway
Weatherhouse
Highlights: Coming Up For Air // Around Again // Miles Away // Turning It Inside Out
Genre: Songwriter // Avantgarde // Jazz
Sounds Like: The Notwist // Radiohead // Timber Timbre
VÖ: 03.10.2014
Huiuiui. Die erste Reaktion auf neue Releases aus dem Radiohead-Kosmos ist für deren Liebhaber fast immer gleich. Das wäre fast schon langweilig, ist es aber nicht. Denn tatsächlich ist es immer wieder atemberaubend, wie die Herren zu überraschen vermögen. So nun Philip Selway, seines Zeichens Schlagzeuger der Band, mit seinem schon zweiten Soloalbum. Das ist, wie das Solodebüt „Familial“, so behutsam, dass man kaum merken könnte, dass der gute Mann auch Soloplatten macht. Sollte man aber, auch, wenn man Radiohead nicht besonders zugetan ist.
Denn Selway kapselt sich im Sound von der Hauptband ab, nicht aber in der Großartigkeit des Songwritings. Hierbei hat er etwas mit Radiohead gemeinsam – er steht keineswegs auf der Stelle. „Weatherhouse“ ist eine große Weiterentwicklung im Vergleich zum Debüt, das nach Nick Drake und Konsorten anmutete. Dieses Zweitwerk ist experimenteller, dem Avantgarde zugewandt. Es erschafft große, offene Klangräume, in denen bisweilen fesselnde Melodielinien entstehen („Around Again“). Der Opener „Coming Up For Air“ setzt die Segel, zeigt klar, wo es hingeht. Er ist exemplarisch für den Rest der Platte und war das auch für ihren Entstehungsprozess: Als erster Song, der entstand, eröffnete er Selway den Horizont der Platte, zeigte ihm, wo es hingehen wird.
Hin zu einem sehr überzeugenden Gesamtwerk, das viel mehr wie ein Bandalbum klingt als wie eine Soloplatte. Entstanden ist es gemeinsam mit Teilen von Selways Liveband, dem Gitarristen Adem Ilhan und dem Geiger Quinta, in Radioheads Studio in Oxford. Von Anfang bis Ende überzieht das Album eine dunkle, inspirierende Stimmung. Jazzige Elemente vermischen sich mit Selways variantenreicher Stimme.
Ganz losgelöst vom Radiohead-Kontext ist „Weatherhouse“ ein großartiges Album, das von Anfang bis Ende zu fesseln weiß. Es schleicht sich wie schon „Familial“ ins Ohr des Hörers. Es ist wirklich verblüffend, was für ein großartiger Songwriter schon der Schlagzeuger Radioheads ist. Hier ist seine Solo-Entwicklung sogar spannender und überraschender als die aktuelle von Thom Yorke.
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