Rezension

Pendulum

Immersion


Highlights: Crush // Under The Waves
Genre: Drum'n'Bass // Big Beat // Break Beat // Rock
Sounds Like: The Prodigy // Hadoulen! // Enter Shikari

VÖ: 04.06.2010

Was für ein Brett! Es war schon erstaunlich, wie gekonnt Pendulum auf ihrem zweiten Album „In Silico“ vor zwei Jahren Drum’n’Bass, Rock, BigBeat und sogar progressive Elemente zu einer wahnsinnigen Melange verwandelten und Alteingesessenen wie The Prodigy zeigten, wie ihre Musik aus den 90ern im Jahre 2008 klingt. Nun stehen Pendulum mit „Immersion“ erneut in den Startlöchern, um vor sich tanzende Massen mit stadiontauglichem Elektro zu begeistern. Dies geht allerdings gründlich schief.

„Immersion“, so viel wird schnell klar, geht schon auf den ersten Metern die Puste aus. Ideenloses Bassgeballer, andauernde Selbstzitate, keine Ideen – und im schlimmsten Fall sogar Schlager-Eurodance. Ob es klug ist, ein Album mit einem Song wie „Salt In The Wounds“ zu beginnen, in dem im Grunde genommen nichts passiert, der inklusive Intro knapp acht Minuten instrumentell vor sich hin plätschert, mag beim ersten Durchgang noch die Frage sein. Wenig später wird klar: Es wird nicht viel besser. „Watercolour“ folgt einem bereits oft verwendeten Muster: Aufbauender Spannungsbogen mit cleanem Gesang, schnellerwerdende Drums bis hin zur Explosion. Pendulums Stärke bislang war es, diese Momente perfekt einzutakten und Elemente wie Tribal-Drumming hereinzubringen, die dem Ganzen eine komplexe Struktur vermittelten. Da dies auf „Immersion“ zum größten Teil fehlt, bleibt nur noch Stumpftechno über, der im besten Fall Loveparade-tauglich ist. Songs wie „Set Me On Fire“ haben The Prodigy schon 1992 geschrieben und locken dementsprechend heute niemanden mehr hinter dem Ofen vor. Am deutlichsten wird dies, wenn Liam Howlett bei „Immunize“ auch noch die Vocals beisteuert.

Ärgerlich auch, dass die sowieso schon überproduziert cleanen Vocals Sänger Rob Swire auf „Immersion“ noch heller gedreht wurden, so dass einige Passagen klingen wie die Elektroversion von Indieschlager à la The Killers („The Island“). Da hilft es auch nichts, wenn man versucht, in „Comprachicos“ zu klingen wie Sulpher um Rob Holliday. „The Vulture“ klingt wie eine Mischung aus Hadouken! und Malle-Soundtrack. Die wirklichen Tiefpunkte hat sich die Band allerdings für das Ende aufgehoben: Schlichtelektro trifft Schlichtmetal, in diesem Falle „Self Vs. Self“, ein auf Techno gedrehter In-Flames-Song. Dass dann auch noch Steven Wilson (Porcupine Tree) ein unpassendes Gastspiel mit einer seiner Klischee-Klavier-Balladen hat, unter die ein schnellerer Beat gelegt wurde, wird nur dadurch noch untertroffen, dass zum Abschluss „Encoder“ den Chemical-Brothers-Hit „Galvanize“ samplet und zu einem schmierigen 80er-Jahre-Stück aufbläst. Mit einem Wellenplätschern setzt die Band den Schlusspunkt unter eine Platte, die man am liebsten sehr tief im Meer versenken möchte. Wer weiß, vielleicht schafft man es ja damit, lästige Bohrlöcher zu stopfen.

Klaus Porst

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