Rezension

Paul Smith
Margins
Highlights: I Drew You Sleeping // While You're In The Bath // Our Lady Of Lourdes
Genre: Indierock // Singer/Songwriter
Sounds Like: Maximo Park // Morrissey // Jarvis Cocker
VÖ: 15.10.2010

Au ja. Noch ein Soloalbum eines Sängers einer Band, die mit der letzten großen Erfolgswelle musikalischer Neuheiten aus Großbritannien nach oben gespült wurde. Immerhin ist es der Sänger einer der – mit Verlaub, und über Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten – besseren und abwechslungsreicheren Bands aus diesem Topf – Maximo Park. Paul Smith heißt der Mann, und nein, durch Veröffentlichung von "Margins" leitet er genausowenig wie Gitarrist Duncan Lloyd mit "Seeing Double" das Ende der Band ein.
Alles fing vor vier Jahren damit an, dass Smith für die Ausstellung eines befreundeten Künstlers in einem australischen Hotel einen Song schrieb, der seiner Meinung nach nicht zu Maximo Park passte, dafür zu akustisch, zu sensibel war: "While You're In The Bath". Mit den Jahren sammelten sich so ohne jeden Druck mehrere Songs, die Smith eher als seine Songs denn als Songs für die Band betrachtete, so dass daraus letzlich "Margins" wurde. Dieses sieht Paul eher als "sein persönliches Album" an denn als sein Soloprojekt, er verzichtet auf großes Brimborium, sondern möchte einfach seine Songs veröffentlichen. Das tut er auf seinem eigenen, nach seiner Heimatstadt benannten Label "Billingham Records", das Cover wurde von seinem Bruder entworfen, produziert und getrommelt hat Kumpel Andy Hodson, David Brewis von Field Music hat ein paar Bassläufe beigesteuert. Smith hat das gute Gefühl, die Veröffentlichung selbst unter Kontrolle zu halten: Ein heimischer Wohlfühlprozess, die Entstehung dieser Platte.
Dementsprechend ruhiger klingt das Werk dann auch, ein bisschen wie melancholisch moderner Blues, der nicht so treibend, beinahe hektisch klingt wie Maximo Park – dafür entspannt unhittig, verspielter und besonnener. Die Produktion fällt nicht groß ins Gewicht, was positiv ist, denn Zurückhaltung ist hier wie nicht selten die absolut richtige Wahl: Sie erhält die skizzenhafte Schönheit der Songs, ohne sie zu sehr zurechtzuschleifen und glattzubügeln, was Smith bei Maximo Park nicht immer gefällt – doch hier fügt er sich gern der Gruppe. Ohnehin sieht er sich nicht als den großen Frontmann, sondern möchte einfach nur seine Musik machen: In a room full of strangers I withdraw ("The Crush And The Shatter").
Und seine Musik macht er vorzüglich, "Our Lady Of Lourdes" z.B. klingt fast krautig mit einer wunderbaren Schlagzeug-Bass-Rhythmusarbeit, "Dare Not Dive" ist einer der Maximo-Park-affinsten Songs und noch einer der schwächeren. Auch textlich bietet das Album Abwechslung, romantische Begegnungen auf rollenden Drums wie I drew you sleeping as a new year came in in Paul Smith'scher Sprachfertigkeitsmanier, trauriges Beziehungsscheitern in "Pinball" oder Anzügliches wie das reservoir of lust to which I'm permanently hooked aus "Improvement/Denouement".
Auf "Margins" trifft Liebeskummer Erotisches, Indierock trifft minimalistische Balladen wie "While You're In The Bath" oder Krautrock, es ist ein grübelndes, tiefgründiges Album voll interessanter Spannungen, Kontrasten, innerer Zerrissenheit – über alledem Paul Smith mit Stimme, Charme und Melone steht. Au ja, ein Soloalbum des Sängers von Maximo Park. Und das ist um einiges besser, als so manch anderer Soloausflug.
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