Rezension

Parquet Courts

Sunbathing Animal


Highlights: Raw Milk // Instant Disassembly
Genre: Lo-Fi-Rock // Indie-Rock // Post-Rock
Sounds Like: Fergus & Geronimo // Wire // Country Teasers // The Fa

VÖ: 30.05.2014

Slackertum, neue hippe New Yorker Combo, die neuen Strokes: Scheißen wir mal kurz auf das, was man vielfach über die Parquet Courts lesen durfte, nachdem "Light Up Gold" mit etwas zeitlicher Verzögerung bei den Kritikern doch noch einschlug im vergangenen Jahr.

Parquet Courts sind zumindest zu drei von vier Teilen nach New York übergesiedelt, waschechte Texaner und – wie es sich für eine ordentliche Gitarren-Band aus Texas, Hochburg des Proto-Punks, des Garagenrocks, des Psychedelic Rock und vielem mehr, gehört – klangen schon auf "Light Up Gold" herrlich roh, einfach und ungeschliffen. Dazu kam die offensichtliche Liebe zum Post-Punk (insbesondere zu The Fall), einer Ära, in der sich die Wut/Angst/Whatever des Punks mit dunklen und groovenden Basslines paarte. Der größte Reiz dieser Band bestand vielleicht also darin, dass sie sich gekonnt als so etwas wie Trampel der Großstadt präsentierten: ein wenig altmodisch, ein wenig deplatziert, zugleich voller Energie und auf jeden Fall extrem tight!

Weil eben das Vorgängeralbum schon ein wenig älter ist, ist es kaum verwunderlich, dass „Sunbathing Animal“ dieser Tage erscheint. Und trotzdem fühlen sich das Album und der gesamte Release ein wenig so an, als hätte man nach dem unerwarteten Erfolg des Vorgängers mal schnell etwas nachlegen wollen.

Das Gegenteil ist jedoch der Fall! "Sunbathing Animal" ist definitiv keine Neuauflage von "Light Up Gold", sondern umfasst 13 Songs, die sich mit mehr Intuition als Verstand und Können den perfekten Lo-Fi-Gitarrensound zum Ziel gemacht haben, der nicht davor zurückschreckt, die billigsten Rock- oder Blues-Standards zu rezitieren. Gut möglich, dass die beiden Sänger Austin Brown und Andrew Savage Sonic Youth für eine der größten Gitarrenbands ever halten, jedenfalls versucht die Band des Öfteren, den eingängigen, sehr erdigen und klassischen Sound ins Unorthodoxe zu führen, durch Noisegewitter, Feedbacks, Mundharmonika-Lärm oder mächtig viel Distortion – wohlwissend um das eigene, musikalische Unvermögen. Dilettantentum par excellence! "Sunbathing Animal" erzeugt so eine Spannung zwischen der Freiheit, alles tun zu können, und den Grenzen der eigenen Möglichkeiten. Darin besteht wohl der größte Reiz dieses neuen Werkes.

Vielleicht ist es ja Intuition, aber manchmal fragt man sich schließlich, ob das bewusst nun abstrakter Art-Punk sein soll, oder ob die Band eben diesen ganzen Arty-Kram aufs Korn nimmt. Wahrscheinlich ist es von beidem ein bisschen. Jedenfalls werden durchaus die ein oder anderen Giftpfeile in Richtung oberflächlicher und hipper Mädchen der New Yorker Szene geschossen oder ein (ironisches?) Liebeslied an den Jogger im Park verfasst, der gleichzeitig seinen Köter ausführt.

So vielseitig auch das Feuerwerk ist, das die Parquet Courts erneut verschießen, ähnelt sich die Herangehensweise der Songs insbesondere zu Beginn der Platte teilweise sehr: eingängiger, repetitiver Song, der ins Noisige abdriftet. Zum Glück ändert sich das auf der zweiten Hälfte des Albums merklich. Da klingen die Parquet Courts wie die Band, die man seit "Light Up Gold" kennen und lieben gelernt hat. Die dem Album vorangegangene EP Tally All the Things That You Broke inkl. flottem Hit Black & White nahm das ein bisschen auch schon vorweg, dass die Parquet Courts keinen Schund nachlegen würden.

Achim Schlachter

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