Rezension
Parquet Courts
Human Performance
Highlights: Human Performance // Outside // Berlin Got Blurry // It's Gonna Happen
Genre: Art-Punk
Sounds Like: The Velvet Underground // Modern Lovers // Courtney Barnett // The Strokes
VÖ: 08.04.2016
Mit ihren bisherigen Veröffentlichungen haben Parquet Courts aus Brooklyn roh, laut und schnell Aufmerksamkeit erregt als eine der wichtigsten zeitgenössischen Bands. Zeitgenössisch vor allem wegen der großartigen Texte: Wenige Bands spiegeln das urbane Leben in der globalisierten Welt des jungen Jahrtausends so spitzfindig, wütend und treffsicher wider, Sänger und Texter Andrew Savage ist ein großartiger Beobachter. Songs wie „Content Nausea“ oder „Careers In Combat“, „Stoned And Starving“ oder „Borrowed Time“ sind gute Belege dafür. Dazu diese slackerigen, gleichgültig cool wirkenden Typen. Coolness made in 2010.
Aber Coolness zurecht! Im Gegensatz zu vielen gleichgültig slackerigen Typen haben Parquet Courts nämlich eine vielfältige Message und rotzen diese heraus. Bislang war diese Message hauptsächlich politisch, und nicht so sehr privat. „Human Performance“ ist die fünfte Veröffentlichung der Band seit 2013 – allein am Output zeigt sich der Wille, etwas auszudrücken. Diese Platte stellt eine logische Weiterentwicklung dar, sowohl vom Sound als auch vom Inhalt. Die Band klingt immer noch roh, aber nicht mehr so sehr auf die Zwölf wie bislang, „Light Up Gold“ etwa ließ kaum Zeit zum Atmen. Diese bietet „Human Performance“ en masse. Inhaltlich bewegt die Band sich so sehr wie noch nie auf die Befindlichkeit und das Erleben des einzelnen jungen Menschen in der modernen, überfordernden Welt hin, zwischen Erwartungen und Realität, sozialem Druck und Prioritäten, weg von umfassenderer Kritik wie „Careers In Combat“ etwa.
„Human Performance“ eben. Der Titel ist extrem clever gewählt, behandelt eben die Performance des Einzelnen im Großstadtdschungel. Auch weiterentwickelt sorgt die Band für große Aha-Momente und Begeisterung. Ein weiteres Vollgasalbum wäre eben ein weiteres Vollgasalbum gewesen, das hier aber ist ein neues Level. Der Parquet-Courts-Sound, klug weiterentwickelt. Und die Band wird dabei so persönlich wie noch nie. Der großartige (!) Titelsong „Human Performance“ etwa behandelt eine Trennung aus der Perspektive der Spuren, die sie im Lebenswirrwarr hinterlässt. „It never leaves me, just visits less often // it isn’t gone and I won’t feel it’s grip soften // without a coffin“ singt Savage, dann: „Breathing beside me // Feeling it’s warmness // phantom affection gives a human performance“. Eine starke, poetische Verknüpfung klarer Worte. Dazu klingt die Band so laid-back wie nie zuvor, harmonisch mit Flötenzwischenspiel nach dem zweiten Chorus sogar an die Beatles erinnernd.
Der Sound, die Texte, Parquet Courts sind noch ein ganzes Stück gereift. In sich haben sie eine Ruhe gefunden, die über den Staub aus dem ersten Song „Dust“ erhaben ist. Songs wie „Outside“ sind so simpel wie gut, und das ist eine hohe Kunst. Diese Band hat in ihrer kurzen, produktiven Schaffenszeit schon viele spannende Schritte gemacht. Mit „Human Performance“ unterschreibt sie ihren Status als eine der wichtigsten zeitgenössischen Bands nicht nur – sie setzen ein Ausrufezeichen unter die Aussage. Parquet Courts zeigen mit ihrer Intelligenz, dass Musik auch 2016 noch wichtig ist und die Kraft zu Veränderungen hat.
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