Rezension
Panic! At The Disco
A Fever You Can't Sweat Out
Highlights: The Only Difference Between... // But It's Better If You Do // I Write Sins Not Tragedies
Genre: Emo
Sounds Like: Fall Out Boy // Head Automatica // My Chemical Romance
VÖ: 05.05.2006
Des Königsreichs Retrorocker sind der Staaten Emoritter. Wie Pilze schießen sie aus dem Boden. An jeder Ecke ein neuer und die meisten auch leider absolut ungenießbar. Ja, da muss man schon einige Neigungen mitbringen, um bei soviel klebriger Emomucke nicht sein Gesicht zu verlieren. Also Seitenscheitel zurechtgerückt und den Eyeliner gezückt, denn mit Panic! At The Disco steht der nächste hoffnungsvolle Newcomer aus dem Tal der Tränen bereit um die Welt zu erobern. Die Mittel: Ein schmissiger Bandname, spaßige Songtitel und ein verdammt gutes Gespür für tolle Melodien.
Ihre Heimat haben die vier Jungspunde aus Las Vegas sowieso schon längst im Griff. Dort feiert man sie mit selten erlebter Hysterie und die Supermarktketten melden bereits einen Ausverkauf an schwarzen Haarfärbemitteln. Man darf also den Bandnamen ruhig ernst nehmen, wenn in den Rockschuppen die Hits von Panic! At The Disco gespielt werden. Dennoch gibt es einen bedrohlichen Schatten, der zum Stolperstein für die Band werden könnte und der heißt namentlich Fall Out Boy. Diese kommen zwar nicht ganz an die Qualitäten von P!ATD ran und versuchen sich auch nicht an elektronischen Spielereien, aber dennoch klingen Fall Out Boy 1:1 wie ihre Emobrüder im Geiste. Speziell bei den Vocals kommt man vom Glauben ab, denn beide Bands teilen sich tatsächlich NICHT den gleichen Sänger. Blöd wenn man also einen ungeliebten Zwilling hat oder? Problem erkannt?
Diesen kleinen Schönheitsmakel mal beiseite gewischt und auf „A Fever You Can´t Sweat Out“ konzentriert. Für ein Debütalbum beinhaltet dieses ein regelrecht großartiges Gespür für Harmonien und besonders interessanten Gimmicks. Da wäre zum Beispiel dieser plötzliche Elektrobeat in „The Only Difference Between Martyrdom And Suicide Is Press Coverage“, oder der grandiose Synthieeffekt von „London Beckoned Songs About Money Written By Machines“. Man merkt bereits: Songtitel aufzählen sollte man besser nicht. Aber auf so etwas wie „Lying Is The Most Fun A Girl Can Have Without Taking Her Clothes Off” muss man eben auch erst einmal kommen.
Immer auch mit an Bord: Ein Refrain zum Mitsingen, Mitgröhlen oder Mitweinen. Je nach Gemütszustand des Standardmodells Emo. Besonders in den Vordergrund drängt sich hierbei sicher „I Write Sins Not Tragedies“. Wenn in zehn Jahren noch jemand irgendetwas von dieser Band kennen sollte, dann diesen Song! Damit sind wir auch schon beim größten Fragezeichen. Wie ist es um die Halbwertszeit von Band und Album bestellt? Meistens gilt ja die alte Regel „Viele Hits = Schnell satt gehört“. So könnte es auch Panic! At The Disco ergehen. In diesem Fall wären sie wohl nur ein Champignon. Schmeckt zwar ausgezeichnet, aber an den Geschmack hat man sich mittlerweile gewöhnt.
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