Rezension

Oscar

Cut And Paste


Highlights: Sometimes // Daffodil Days
Genre: Britpop // LoFi
Sounds Like: Blur // Jack Peñate

VÖ: 13.05.2016

Die Digitalisierung macht ja vieles einfacher: Informationen sind quasi immer und überall verfügbar. Das gleiche gilt für Musik, Bilder und andere Menschen, mit denen man mittlerweile ohne Problem über tausende Kilometer kommunizieren kann. Man kann diese Informationen mit nur ein paar Klicks der Computermaus oder zwei Tastenbefehlen – „Kopieren“ und „Einfügen“ – sammeln und beliebig neu zusammensetzen. Das birgt ein großes Potenzial und ebenso große Risiken. So gibt es genug Menschen, die diese neuen Möglichkeiten dreist ausnutzen, um sich an der Kreativität anderer zu bereichern, indem sie deren Ideen stehlen. Andererseits kann auch sehr kunstvolles Zusammensetzen vieler kleiner Versatzstücke leicht extrem anstrengend und unorganisch werden. Oscar Scheller tappt mit seiner neuen Platte „Cut & Paste“ zum Glück nicht in solche Fallen. Stattdessen hat er im heimischen Schlafzimmer ein entspanntes Album gebastelt, auf dem er geschickt Versatzstücke aus Pop, Synthie und R’n’B zu kleinen LoFi-Britpop-Perlen zusammensetzt.

Dass man dabei nie das Gefühl bekommt, dass es sich nur um reines Kopieren und Einfügen beziehungsweise Zusammensetzen handelt, hat vor allem mit Oscars Stimme zu tun. Dandyhaft croont er sich durch die zehn Tracks und erweckt mit seinem warmen Bariton immer den Eindruck tiefster Entspanntheit. Gehetzt wird auf „Cut & Paste“ ganz generell nicht. Nicht alle Lieder sind so ruhig wie das abschließende „Gone Forever“, aber viel hektischer als der Synthie-Beat auf „Beautiful Words“ und die Gitarren im Refrain von „Daffodil Days“ wird es nicht auf diesem Album. Oscar webt Klangteppiche aus Samples, Synthies und klassischen Rockinstrumenten, aber das Ergebnis wirkt nie komplex, sondern simpel und lässig. Es mag auch an dieser ruhigen Atmosphäre und der davon ausgehenden Coolness liegen, dass man die Musik trotz all der Anleihen aus benachbarten Genres insgesamt doch recht eindeutig in die Britpop-Ecke zu Jack Peñate und Blur stellen möchte.

Die Texte sind passend zur sonstigen Lässigkeit eher einfach gestrickt: „I just want to hear / beautiful words / beautiful words“ oder „I keep on breaking my phone / my phone / after I’ve spoken to you“ genügen als Refrain anscheinend vollkommen, um in Oscars LoFi-Universum zu funktionieren. Wo dem Publikum auf instrumentaler Ebene also komplizierte Puzzeleien als simple Homerecordings verkauft werden, versuchen die Texte eher, simple Worte als profunde Wahrheiten über das Leben und die Liebe zu verkaufen. Ob man diese aus Textzeilen wie „But then I see your face / and I want to die / It’s how you make me feel“ („Fifteen“) wirklich heraushören kann, sei mal dahingestellt. Fest steht hingegen, dass die meisten Songs auf „Cut & Paste“ einfach Spaß machen. Dazu zählen nicht nur der energische Opener „Sometimes“ und die Single „Daffodil Days“, sondern auch das gut gelaunte „Be Good“, deren Gitarren versuchen, dem Hörer Reggae-Rhythmen unterzujubeln, – und eigentlich auch alle anderen Lieder. Ganz egal, wie zusammengewürfelt sich das Ganze liest, es klingt wie aus einem Guss, „Cut“ und „Paste“ sei Dank.

Lisa Dücker

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"Sometimes"
"Beautiful Words"
"Daffodil Days"

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