Rezension

Ola Podrida

Ola Podrida


Highlights: Instead // Cindy // Lost And Found
Genre: Singer/Songwriter
Sounds Like: Home of the Lame // Damien Rice

VÖ: 05.04.2007

Keine CD wollte das Grand Hotel van Cleef dieses Jahr rausbringen. Gibt ja genug Anderes zu tun. Fest van Cleef – Version 2 – im Juli, Kettcar zur Fertigstellung ihres Drittwerks in die Vier Buchstaben treten. Vielleicht ja auch noch irgendwas anstellen, damit endlich einmal jemand die Pale-CD kauft. Schöner Vorsatz, bis der Praktikant (der ja per definitionem sowieso immer Schuld ist) plötzlich bei Myspace über einen unscheinbaren Amerikaner um die 30 stolpert, der David Wingo heißt und sich Ola Podrida nennt.

Ola Podrida, das ist auch der Name eines Puppentheaters aus Wingos Kindheit in Dallas, das jedoch irgendwann geschlossen werden musste. Bereits aus dem Künstlernamen perlt also geradezu die Melancholie hervor, die auch vor Wingos Songs nicht Halt macht: Das Präteritum ist die bevorzugte Zeitform der Texte, die meist Schnappschüsse aus vergangenen Zeiten sind, wie bereits Liedtitel wie „Photo Booth“ oder „Day At The Beach“ implizieren. Die Instrumentierung hierzu leistet das Offizielle-Melancholische-Singer-Songwriter-Instrument™, die Akustikgitarre, meist alleine und wird nur gelegentlich von Bass, Schlagzeug, Tasten- und Blasinstrumenten unterstützt.Aus diesem Rahmen brechen nur sehr selten Stücke heraus, wie „Cindy“, das zum Ende beinahe postrockig daherkommt, oder „Lost And Found“, das sowohl textlich als auch musikalisch eine sehr viel positivere Grundstimmung aufweist.

Bleiben nach Abzug dieser zwei Stücke jedoch immer noch 9 Lieder, die zwar zweifelsohne alle ganz schön sind, aber irgendwie auch alle gleich klingen – vor Allem auch, da einprägsame Melodien meist fehlen. Klar, mit einer Akustikgitarre ist es verhältnismäßig schwierig, sich durch sämtliche Genres der kontemporären Musikwelt zu spielen, aber jedem seiner Lieder individuelles Flair zu verleihen, sie irgendwie voneinander abzugrenzen und zu etwas Besonderem zu machen, das schaffen andere Songwriter wie Ron Sexsmith, Damien Rice oder auch hierzulande beispielsweise Clickclickdecker ohne größere Probleme. Ola Podrida schafft es irgendwie nicht so richtig. Unterm Strich bleibt ein nettes Album, das wohl niemanden komplett vom Hocker reißen wird, der schon mal einen mit Gitarre bewaffneten Mann singen gehört hat, aber wenigstens der erste Schritt gewesen sein mag, um einem herzensguten Praktikanten aus dem Hause GHvC den Weg zu einer erfüllten Karriere als Talentscout zu bahnen. Die Vorstellung ist zumindest schön. Oder?

Jan Martens

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