Rezension

Okta Logue

Tales Of Transit City


Highlights: Transit // Cats In The Alley // You
Genre: Psychedelic // Progrock
Sounds Like: Foxygen // The Doors // Pink Floyd

VÖ: 17.05.2013

Man stelle sich eine Gruppe von vier jungen Männern vor, die in einem dunkelroten Bandbus über sommerglühende Autobahnen fahren. Sie tragen Seidenschals und gerne auch einmal gestreifte Hosen. Aus dem Kassettenspieler schallt tiefenentspannter, schon fast als „klassisch“ zu bezeichnender, psychedelischer Rock. Doch was ist falsch an diesem Bild? Vielleicht, dass die imaginierte Szene im Jahr 40 nach „The Dark Side Of The Moon“ spielt? Aber ist das in Zeiten der allgegenwärtigen Retromanie überhaupt ein so großer Fehler?

Ironiefreiheit als Tugend könnte das Motto der Darmstädter Band Okta Logue sein, die mit „Tales Of Transit City“ ihr zweites Album veröffentlichen. Diese Devise ermöglicht es auch, der stets lauernden Vintage-Falle gekonnt auszuweichen: die Musik schlägt sich selbst mit ihren eigenen Waffen. Wo Bands wie Foxygen, die vielleicht für einen Vergleich taugen, aus der Übersteigerung des Zitats und der Wiederverwertung und Re-Kombination von musikalischem Material eine gewisse Distanz zum eigenen Werk schaffen, lassen sich Okta Logue gar nicht erst auf diesen Diskurs ein. Wieso sollte man im Jahr 2013 eigentlich auch nicht einfach aufs Neue den perfekten Soundtrack zum verkifften Nachmittag am See schreiben dürfen? Um die Innovation können sich ja derweil die anderen kümmern.

Und so säuseln die Gitarren auf „Tales From Transit City“ mit dem Gesang von Benno Herz um die Wette, während im Hintergrund ein fast jazziges Schlagzeugspiel einsetzt und eine Orgel das Ganze zusammen hält. Hin und wieder tritt ein blubbernder Synthie hinzu, der die psychedelische Harmonie jedoch nicht im geringsten stört. Ob diese Musik dazu geeignet ist, die Pforten der musikalischen Wahrnehmung aufzustoßen, sei einmal dahingestellt. Sicher ist jedoch, dass Okta Logue auch mit ihrem zweiten Album zu überzeugen wissen und in Zukunft gewiss nicht mehr nur an dem preisgekrönten Videoclip zu ihrem Song „Bright Lights“ von ihrem Debütalbum gemessen werden. Dass es heute äußerst unüberlegt wäre, von etwas wie musikalischer Authentizität zu sprechen, dürfte mittlerweile Konsens sein. Dass dies aber auch nicht zwangsläufig zur ironischen Distanzierung führen muss, beweisen uns Okta Logue mit ihrem Schaffen – dies kann als ihre große Errungenschaft angesehen werden.

Christoph Herzog

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Video zu "Transit"
Video zu "Bright Lights"

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