Rezension

OK Kid

Sensation


Highlights: Lügenhits // Warten Auf Den Starken Mann // Wut Lass Nach
Genre: Deutschrap // Pop
Sounds Like: Olson // Antilopen Gang // Goldroger // Zugezogen Maskulin

VÖ: 19.10.2018

OK Kid sind zurück. Und der Zeitpunkt könnte nicht besser sein. Die Gesellschaft driftet auseinander, Angst macht sich breit und Werte scheinen nur noch vage Empfehlungen aus einer lange vergangenen Zeit zu sein. Mittenrein in diese "Früher war alles besser"-Haltung bringen die Wahlkölner mit "Sensation" ihr drittes Album auf den Markt. Und es ist ihr mit Abstand politischstes bisher und markiert zeitgleich eine Zäsur.

Während die erste Single-Auskopplung "Warten Auf Den Starken Mann" noch wie ein Nachfolger des hochpolitischen "Gute Menschen" klingt, ist "Sensation" als Gesamtwerk in gewisser Weise eine Abkehr vom bandtypischen Sound, der gerade in Sänger Jonas' Sprechgesang die Nähe zum Rap verdeutlichte. Songs wie "Lügenhits" oder "Hinterher" kommen fast vollständig ohne das sprechgesungene Wort aus und siedeln sich nicht nur deswegen in der Nähe des Radio-Pops an. OK Kid bedienen sich bewusst oder unbewusst an der gesamten Breite der Pop-Spielarten und erfinden sich somit vollständig neu.

Inhaltlich legen OK Kid den Finger unbeharrlich in die Wunde. Besorgte Bürger ("Warten Auf Den Starken Mann"), Gentrifizierung ("Ich Und Die Planierraupe"), Verschwörungs-Paranoia ("Wolke") oder die Aalglätte deutscher Popmusik ("Lügenhits"): hier wird jeder Stein mehrfach umgedreht und OK Kid positionieren sich als Variable im immer wichtiger werdenden popkulturellen Diskurs gesellschaftlicher Veränderungen.

"Sensation" ist ein Umbruch scheinbar ohne Not, der zunächst vielleicht einige Hörer verprellt und erst auf den dritten Blick Sinn macht. Die neue Poppigkeit könnte als Vehikel verstanden werden, mit dessen Hilfe mehr Menschen erreicht werden sollen und können. Ein Angebot sozusagen, das jetzt wichtiger ist denn je.

Andreas Peters

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