Rezension

O'Death

Outside


Highlights: Bugs // Alamar // The Lake Departed // Pushing Out
Genre: Alternative Country // Americana // Folkrock
Sounds Like: Murder By Death // Those Poor Bastards // Tom Waits

VÖ: 03.06.2011

Diagnose Krebs. Mit einem schwerwiegenderen Bescheid kann eine Untersuchung bei einem Mediziner kaum enden. Eine Krankheitsbestimmung, die alles verändern kann, die vieles verändern wird. 2009, inmitten O’Deaths Frühlingstour, musste Drummer David Rogers-Berry lernen, mit dieser einschneidenden Nachricht umzugehen, als Ärzte bei ihm einen bösartigen Knochentumor feststellten. Während Rogers-Berrys Leben in den nächsten Monaten von wenig Schlaf, Hoffnungslosigkeit und den Leiden einer Chemotherapie bestimmt war, kam O’Death zum Stillstand. Es dauerte knapp ein Jahr, bis die Band mitsamt ihrem Drummer, der den Klauen des Krebses entfliehen und dank eines Schulterimplantats auch sein Schlagzeugspiel wieder aufnehmen konnte, der Ohnmacht neuen Tatendrang folgen ließ, um im Studio am Nachfolger ihres 2008 erschienenen Albums “Broken Hymns, Limbs And Skin“ zu arbeiten.

Zwei ganze Monate und die Unterstützung von Produzent Billy Pavone (The Fall, White Rabbits) waren erforderlich, um mit “Outside“ ihr bislang drittes Album einzuspielen. Schon die ersten Worte des Openers “Bugs“, "I know that days don't come back / Please believe in me” lassen vermuten, dass O’Death mit dieser Platte einen neuen musikalischen Weg einschlagen werden. Diese Annahme wird im Laufe der nächsten 38 Minuten mehr denn je bestätigt. Auf den insgesamt elf Songs ist eindeutig eine musikalische Reifung gegenüber den beiden Vorgängerplatten erkennbar, welche sich noch vermehrt dem schnellen Folkpunk und Bluegrass widmeten. Spürbar ruhiger, gefestigter und entschleunigter kommen die Songs daher, was nicht zuletzt auch ein Resultat des neuen Schlagzeugspiels von Rogers-Berry ist. Ein normales Drumset ließ sich mit seiner operierten Schulter nicht vereinbaren, stattdessen geben Pauken, Trommeln, ja sogar Ketten den entsprechenden Rhythmus vor. Ergänzt wird das Ganze durch eine Minimierung der bislang vorherrschenden Instrumentierung von Fidel und Banjo. Der sensible Einsatz von Streichern und teilweise sogar der von Bläsern lassen das Album insgesamt weitaus detaillierter wirken als das noch bei den Vorgängeralben der Fall war.

Auch im Hinblick auf das Songwriting wird auf “Outside“ Vergangenheitsbewältigung betrieben. Getragen von Greg Jamies hoher, klagend-trauriger Stimme, die teilweise schon fast an einen Elliot Smith erinnert, schleichen sich Themen wie Tod, Sterben oder Vergänglichkeit immer wieder in die Verse und Refrains der Songs. "This year could last forever / this year could never start" – Zeilen des Stücks “Pushing Out“ sind hierfür wohl das vernehmlichste Beispiel, um erkennen zu lassen, welchen Einfluss die vergangenen Monate auf die Band hatten. Doch O’Death verlieren dabei dennoch nie wirklich die Hoffnung, ja den Optimismus in diesem Ganzen. So beschreibt “Pushing Out“ zwar das Zur-Ruhe-Legen am vermeintlichen Ende eines Lebens, gefolgt jedoch von der aufkommenden Kraft und dem Willen, die einkehrende Kälte noch ein letztes Mal von sich zu schieben.

O’Death beweisen auf “Outside“, dass der Tod für sie nur ein Thema ist, um den Wert des Lebens erkennen zu lassen. Ob letztendlich die Krankheit Rogers-Berrys allein den Ausschlag für diese Erkenntnis gab, darüber lässt sich nur spekulieren. Fakt jedoch ist, dass die Diagnose Krebs vieles verändert hat – was O’Death angeht, eindeutig zum Guten.

Benjamin Schneider

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