Rezension
Nina Nastasia & Jim White
You Follow Me
Highlights: I've Been Out Walking // Odd Said The Doe // Late Night // How Will You Love Me
Genre: Experimental Folk
Sounds Like: Cynthia Dall // Cat Power // Liz Phair
VÖ: 01.06.2007
Das Cover zeigt einen „vom Winde verwehten Reiter am Fuße des Sternensees“. Jetzt werden mit dieser Information freilich wenige was Konkretes anfangen können. So erging es auch dem Rezensenten bis er sich in das nunmehr fünfte Album von Nina Nastasia einfach reinfallen ließ, die Musik und Texte in sich aufsog. Plötzlich übte dieses seltsame Gemälde eine ungeahnte Faszination aus. Ja, beinahe besessen davon eine genaue Deutung des Gesehenen zu finden, ergaben sich immer neue Interpretationen. Jeder Durchlauf von „You Follow Me“ brachte weitere Erkenntnisse und ein endgültiges Resultat ist noch lange nicht abzusehen. Schon erstaunlich, was Musik alles bewirken kann.
Doch bevor darauf genauer eingegangen wird, darf natürlich Jim White nicht unerwähnt bleiben, schließlich ist er diesmal nicht bloßer Gastmusiker. Diese Rolle hat er durch Auftritte auf Alben von Bonnie Prince Billy oder Nick Cave bereits zu Genüge gespielt. Trotzdem schon komisch von einem Duett zu sprechen, wenn der eine Teil singt, die Texte schreibt und Gitarre spielt und der Andere eben „nur“ am Schlagzeug sitzt. Wer aber die ersten paar Takte vernommen hat, wird mit dieser Befürchtung ganz schnell einen Rückzieher machen. Jim White spielt nicht nur Schlagzeug, er lässt es regelrecht zum Leben erwachen und geradezu sprechen, so organisch klingt sein Spiel.
Warum sollte Nina Nastasia auch nicht noch einmal mit dem Ausnahmedrummer versuchen, hat die Zusammenarbeit auf dem Vorgänger „On Leaving“ doch schon prächtig funktioniert? Herausgekommen ist eines der intimsten Alben, die man in letzter Zeit hören durfte. Von Steve Albini perfekt in Szene gesetzt, dringt aus jeder Pore der gerade einmal 31 Minuten zu jedem Augenblick eine unglaubliche Spannung, die den Hörer sofort in Beschlag nimmt. Die Faszination, die sich einstellt, wenn Nina Nastasia sich mit ihrer zarten Stimme und lyrischen Gewandtheit beinahe ein Duell mit dem permanent improvisierenden Jim White liefert, ist kaum in Worte zu fassen. Man merkt, da treffen zwei Größen ihres Fachs aufeinander.
Anders als bei vielen anderen Kollaborationen hat man in diesem Fall das seltene Glück, dass keine der beiden Parteien einem Egoproblem anheim fällt. So konnten zehn wunderbare Songperlen entstehen, die sich auf einem Grundgerüst aus Folk aufstützen, aber so viel mehr als bloße Kategorisierung sind. Dafür braucht es zwar einer gewissen Bereitschaft sich auf das Album einzulassen, aber das vermittelt ja schon das Artwork. Begibt man sich aber erst einmal auf diese Erkundung, kommt man da nicht mehr raus. Eine unendliche Reise. So unendlich wie der Sternensee.
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