Rezension
Nina Kinert
Pets & Friends
Highlights: Combat Lover // I Shot My Man // The Art Is Hard
Genre: Folk-Pop // Songwriter
Sounds Like: Ane Brun // Britta Persson // Emiliana Torrini
VÖ: 04.10.2008
Der vielleicht einfachste, wenn auch wohl ethisch fragwürdigste Weg, "Pets & Friends" zu rezensieren, wäre folgender gewesen: 1. Kollege Porst irgendwann zwischen der Vervollständigung und dem Hochladen seiner Ane-Brun-Rezension von hinten auflauern, bewusstlos schlagen und für einige Zeit in einem verlassenen Keller einsperren. 2. In besagter Rezension sämtliche Referenzen zu Ane Brun, ihren Songtiteln, ihrem Herkunftsland Norwegen etc durch die Eckdaten der Schwedin Nina Kinert ersetzen. Et voilà!
Anders ausgedrückt: Es ist durchaus korrekt, dass eine Neuauflage des Weather-Girls-Hits "It's Raining Men" heutzutage wahrscheinlich "It's Raining Female Scandinavian Songwriters" heißen müsste. Was ja für die sicherlich nicht wenigen Menschen, die sowohl schöner Musik als auch schönen Frauen etwas abgewinnen können, mit Sicherheit nicht verkehrt ist, es jenen Damen mit den goldenen Stimmbändern jedoch nicht leichter macht, sich als Individuum abzuheben. Auf der anderen Seite stellt sich natürlich angesichts eines Tracks wie "Libras", auf dem Nina Kinert mit Ane Brun und Britta Persson gleich zwei ihrer - nennen wir sie einmal boshaft "Klone" - die Backing Vocals liefern lässt, die Frage, ob eine solche Distinguierung überhaupt gewünscht ist oder ob das Ziel vielmehr in irgendeiner Art der Erlangung der musikalischen Weltherrschaft besteht. Für weitere Informationen zu dieser nur marginal paranoiden Theorie fragen Sie bitte den Experten von der Parkbank nebenan, der sich immer so gerne lautstark mit den Tauben unterhält. Aber, wir schweifen ab:
Denn, ebenso wie die Alben der Damen Brun, Persson, Torrini oder Ternheim isoliert betrachtet wunderschöne Platten zum Genießen und Verlieben sind, ist natürlich auch "Pets & Friends" für jeden das Geld wert, der gerne Frauen mit Elfen-Look und Engelsstimmen (oder umgekehrt) über das große L-Wort und alle seine Facetten säuseln hört. Auch Abwechslungsarmut kann einem Album nicht vorgeworfen werden, das klassische, mit der Akustikgitarre begleitete Balladen ("Me Loving U Long Time", "Pets & Friends"), das durch seine Perkussion geprägte und beinahe rebellische "I Shot My Man" und das düster hallende "The Art Is Hard" verbindet, ohne dadurch allzu heterogen zu klingen. Frau Kinert verfügt nicht nur über eine wandlungsfähige Stimme, sondern findet auch in der Regel das passende Arrangement, das jeder Song benötigt - und dennoch: Wer bereits über eine größere Sammlung von Songwriterinnen-Platten verfügt, der braucht "Pets & Friends" nicht unbedingt, kann stattdessen auch auf Ane Bruns "Changing Of The Seasons" zurückgreifen oder einen Monat auf "Leaving On A Mayday" von Anna Ternheim warten. Wer überhaupt kein Faible für solche Musik hat, sollte seine Hörgewohnheiten vielleicht noch einmal überdenken, bevor jene Damen die Weltherrschaft erlangt haben. Fragt nur den Typ auf der Parkbank.
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