Rezension

Nils Frahm & Anne Müller

7fingers


Highlights: Let My Key Be C // Because This Must Be / Augmentation // Long Enough
Genre: Experimental // Electro
Sounds Like: Valgeir Sigurðsson // Nico Muhly // Ben Frost // Hauschka // Max Richter // Peter Broderick

VÖ: 11.03.2011

Wer Nils Frahm von seinen Alben „Wintermusik“ und „The Bells“ kennt und liest, dass es sich bei seiner neuen Veröffentlichung um eine Kollaboration mit einer Cellistin handelt, wird sich gehörig wundern, wenn er zum ersten Mal das nun vorliegende Album von ihm und Anne Müller hört. Mit ruhiger Klaviermusik, die man bisher mit Nils Frahms Namen assoziierte, hat „7fingers“ nämlich nicht wirklich viel zu tun.

Es ist also wieder einmal eine Frage der Erwartungshaltung, wie man mit diesem Album zurechtkommen wird. Denn hier treffen elektronische Klänge auf warme Cellotöne, die man erstaunlicherweise, wie zum Beispiel im Eröffnungstrack „Teeth“, manchmal nur schwer voneinander trennen kann. Somit ist der genannte Track wohl der perfekte Einstieg in dieses Kollaborationsalbum, das es sich zum Ziel setzt, organische Celloklänge und elektronische Sounds unter einen Hut zu bringen. Allenfalls „Let My Key Be C”, in dem Frahm Tristana aus “Wintermusik” sampelt, ist vielleicht als kleines Geschenk an all jene zu verstehen, die sich mit der experimentellen Musik von „7fingers“ eher schwer tun. Auch „Because This Must Be / Augmentation“ ist mit seinem friedlichen Choral nach der aufreibenden ersten Hälfte ein Geschenk an die Freunde des Wohlklangs. „Journey For A Traveller“ ist trotz der zappeligen Beats recht angenehm anzuhören und das abschließende „Long Enough“ zeigt mit seinen Gesangsparts schließlich auf, dass sich die Klangexperimente der beiden durchaus auch in einen Song verpacken lassen.

Das Erstaunliche an „7fingers“ ist: wenn man sich mit der Tatsache abgefunden hat, dass dieses Album kaum etwas mit Frahms bisherigem Schaffen zu tun hat und man sein Ohr diesen zum Teil recht befremdlichen Klängen öffnet, wird die Kollaboration von Nils Frahm und Anne Müller zu einem äußerst faszinierenden Hörerlebnis, das einige spannende Erkenntnisse mit sich bringt. Zum einen ist da Anne Müllers unkonventionelles Spiel, das durch Frahms musikalische Aufbereitung ein Klangspektrum offenbart, das man so noch nicht kannte. Und zum anderen überrascht einen, mit welcher Leichtigkeit den beiden die homogene Verbindung von warmen Cellotönen und kühlen elektronischen Klangteppichen gelingt. Es lohnt sich also durchaus, dieser Musik eine Chance zu geben, auch wenn man mit etwas anderem gerechnet hatte. Auf seinem nächsten Album darf sich Nils Frahm aber gerne wieder der Klaviermusik widmen.

Kilian Braungart

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