Rezension

Nick Mulvey

First Mind


Highlights: Fever To The Form // Cucurucu // Alisa Craig // Nitrous
Genre: Singer/Songwriter // Akustik // Ethno-Musik
Sounds Like: Nick Drake // Elliot Smith // Paul Simon

VÖ: 09.05.2014

Es gibt diese typischen Lagerfeuerlieder, die jeder kennt, irgendjemand immer anstimmt, aber eigentlich niemand mehr wirklich hören kann – es sei denn, man hat entweder schon das fünfte Bier zu „Wonderwall“ geleert, lebt für das Mitsingen abgedroschener Kracher aus der Akustikgitarre, oder hat einfach eine beneidenswert hohe Toleranzgrenze. Zu der Musik, die Nick Mulveys Gitarre entspringt, kann man sich durchaus auch vor dem Lagerfeuer am Strand sehen. Ja viel mehr noch: Das Feuer tanzt vor dem inneren Auge wild züngelnd hin und her, wirft weite Schatten in den Sand und spuckt helle Funken in die Dunkelheit – gerade so, als würde es von Mulvey mit seinem Debütalbum „First Mind“ heraufbeschworen.

Dass die Musik auf „First Mind“ schon ein Stück weit an in Trance um das Feuer tanzende indigene Völker denken lässt, kommt nicht von ungefähr, denn Nick Mulvey – noch bis 2010 Mitglied der Band Portico Quartet, einem Modern-Jazz- und Ethno-Musik-Ensemble, deren Songs afrikanische Klänge, aber auch Trance-Elemente miteinander vereint – studierte Ethnomusikologie. Als Mitglied des Quartetts hauptsächlich am Hang, einem Trommelinstrument, das an einen eingedellten Wok mit Deckel und Loch im Boden erinnert, überwiegt auf Mulveys Solowerk jedoch die Akustikgitarre. In schon fast lateinamerikanischer Manier tänzeln seine Finger behände über die Saiten („April“), hier und da hört man Streicher („Meet Me Here“) und natürlich Mulveys Gesang, der der Musik eine besonders beruhigende Atmosphäre verleiht. Das wird besonders im Intro von „Cucurucu“, dem wohl massenkompatibelsten Song des Albums, deutlich: Zu Beginn hört man Mulveys Stimme die ersten Zeilen des Liedes sprechen, Basslinien, die gekonnt direkt ins Ohr gehen, setzen ein, ein einprägsamer Refrain folgt. Ganz besonders interessant ist „Nitrous“, das in der Mitte des Liedes passenderweise zu einer folkigen Lagerfeuer-Version von Olives 90er-Hit „You're Not Alone“ wird.

So schön meditativ das nun alles klingen mag, kommt dennoch ab und zu das Gefühl auf, Mulvey würde zu gewollt einem bestimmten Muster folgen, dem man doch schneller als man denkt überdrüssig werden kann. Zwar machen „Alisa Craig“, das mit der hauchenden Frauenstimme an so mancher Stelle an Ben Howards „Esmeralda“ denken lässt, und das rhythmusstarke „Juramidam“ da kleine Ausnahmen, alles in allem wird man allerdings immer wieder in Gedanken zum Lagerfeuer getrieben.

Ist man aber weniger kleinlich, so ist das ein gutes Attribut, das „First Mind“ zugeschrieben werden kann. Genauso, wie sich meist viele Leute auf einmal um das Lagerfeuer tummeln, ist es ja auch wünschenswert, dass ein Künstler viele Menschen mit seiner Musik erreicht. Nick Mulvey ist da auf jeden Fall auf dem besten Weg.

Doreen Stoecke

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