Rezension

Neon Indian

VEGA INTL. Night School


Highlights: Annie // Slumlord // Techno Clique // Baby's Eyes
Genre: Synthie-Pop // Disco // Funk // Psychedelic
Sounds Like: Daft Punk // Prince // Ariel Pink // MGMT

VÖ: 16.10.2015

Alan Palomo alias Neon Indian hat den Funk im Blut. Das könnte für die meisten Hörer neu sein, denn die beiden Vorgängeralben bieten zwar Elektropop sämtlicher Couleur, der aber nie übermäßig groovy ausfällt. Doch es gibt auch noch ein weiteres Alter Ego Palomos. Das nennt sich VEGA, stammt noch aus Teenagertagen und verschwand nach einer EP wieder in der Mottenkiste. Nun folgt die Wiederaufersteheung auf dem dritten Neon-Indian-Album "VEGA INTL. Night School". Gut, wenn man gleich zwei musikalische Persönlichkeiten hat, die hier zu einer Mischung aus Synthie-Pop, Disco, Funk, Fusion und Psychedelic verschmelzen.

Die stärksten Songs auf "VEGA INTL. Night School sind nämlich gerade die Groovemonster. Die erste Single "Annie" zum Beispiel ist ein absoluter Überohrwurm und schüttelt nebenbei die beste Bridge seit langem ganz locker aus dem Ärmel. Bei all der Helligkeit, die Neon Indians neu entdeckter Elektro-Calypso-Pop verströmt, kann man sich selbst im tiefsten Winter das Solarium sparen. In "61 Cygni Ave." nimmt Palomo den Faden an späterer Stelle nochmal auf, mischt aber zusätzlich noch eine Prise Balkan Beats unter und dreht die Synthesizer auf extra schräg. Letztere sind auch in "Street Level" mehr als präsent. Hier hat es Palomo aber etwas zu sehr übertrieben, denn bis auf die gelungene, minimalistische Bridge ist der Song einfach zu abgedreht, und das eher auf nervige als interessante Weise. Das geht auch anders, wie "Baby's Eyes", für das sich Neon Indian kurzzeitig in den exzentrischen Ariel Pink verwandelt, beweist.

Als Herzstück des Albums könnte man jedoch "Slumlord", dessen Fortsetzung "Slumlord's Re-Lease" sowie "Techno Clique" bezeichnen. Zwar wirken die drei Tracks wie als Gesamtpaket am Reißbrett entworfen (so wird etwa das Motiv des jeweils nächsten Songs schon im aktuellen kurz angedeutet), doch mehr hätte man weder aus einem Disco-Track wie "Slumlord" noch aus einem rein elektronischen Kunstwerk wie "Techno Clique" herausholen können. Spätestens die übereinandergelegten Arpeggi gegen Ende sorgen endgültig für Glückseligkeit. Mit "VEGA INTL. Night School" steigt Neon Indian wie Phoenix aus der Asche des absteigenden Asts, auf dem sich das Chillwave-Genre befindet, hervor. Einen solchen Flickenteppich aus Referenzen zu einer Einheit zu formen, ist auch für zwei musikalische Persönlichkeiten noch eine Meisterleistung.

Johannes Neuhauser

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"Annie" auf Youtube
"Slumlord Rising" (Musikvideo zu "Slumlord" und "Slumlord's Re-Lease" in einem)

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