Rezension

Narrow Bridges
Degree of Separation [Download]
Highlights: Con Tempo // Rivers in Seas // Bend
Genre: Pop
Sounds Like: Woog Riots // Stella // Fantas Schimun // Coloma // Kreidler
VÖ: 03.08.2010

Die Musik als Ausdruck einer allgemein künstlerischen Tätigkeit hat in der Vergangenheit von peinlichen Ausfällen bis zu Meisterwerken alles hervorgebracht. Narrow Bridges – das sind Alex Paulick und Min Stiller – präsentieren mit „Degree Of Separation“ ein Werk auf der guten Seite. Inspiriert von Buenos Aires – so die Packungsbeilage –, vor allem aber dort in großen Teilen aufgenommen, schaffen sie ein durch und durch deutsches Popalbum, das von Electronic über Pop bis Folk vieles oder gar alles einbindet. Die angesprochene südamerikanische, schöpferische Anregung findet ihren Ausdruck unter anderem in zartem Cello und ebensolchen rhythmischen Akzentuierungen, die dem Album eine wohltuende, aber eher unauffällige Leichtigkeit verleihen. Dies lässt sich anders auch als swingende Grundstimmung selbst der melancholischsten Stücke beschreiben. Getragen wird dies sicher durch die Mitwirkung lokaler argentinischer Musiker.
In der halben Stunde, die das Album dauert, verzaubert Min Stiller mit ihren Vocals, schwebend vorgetragen und doch sperrig dank hartem deutschem Akzent im Englisch. Um sie herum entfalten sich komplexe vielschichtige Arrangements. Aus kleinteiligen Aufnahmen von Cello, Perkussion und Gitarre wird eine faszinierend verwobene Harmonie geschaffen, die gefangen nimmt und dem Hörer eine kurze Flucht aus dem Alltag erlaubt. Die sphärenhafte Melancholie, die träge Freiheit des Lebens und der Klang einer wohltuenden Erschöpfung, welche sich hier abwechseln, gewinnen durch die Gegensätzlichkeit aus durchaus spröder Künstlichkeit und der Meisterschaft der Musiker und ausführender Mitstreiter. Stiller liefert dabei sloganhafte Texte, die sie als Parolen akzentuiert präsentiert, die aber vor allem einen erfrischenden subtilen Witz verströmen. Dagegen oder darum stehen die von Rhythmus oder auch Polyrhythmus geprägten Arrangements. So entstehen Stücke, die an Buena-Vista-Adaptionen von Popsongs oder gar Dancetracks erinnern, die diesen Effekt aber eben von der genau entgegengesetzten Seite erreichen, indem sie originär Stücke erschaffen, in denen sie Wissen, Mittel und Wege beider Seiten gleichberechtigt von Anfang an nebeneinander stellen und miteinander verweben.
So schaffen Narrow Bridges ein sich langsam entfaltendes Album voller Schönheit, in dem sich der Hörer schnell wohlfühlt. Die Stücke fassen ihn und geben ihm einen Halt, eine Ruhe im Alltag, ohne diesen auszuschließen. Wissend darum, dass Alex Paulinck sowohl bei Coloma als auch bei Kreidler mitwirkt, überrascht die Meisterschaft dieses unauffälligen Albums nicht, und doch übertrifft es die Erwartungen bei Weitem.
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