Rezension
Mystery Jets
Making Dens
Highlights: You Can't Fool Me Dennis // Zootime // Making Dens
Genre: Prog- Pop
Sounds Like: Larrikin Love // The Coral // The Dandy Warhols
VÖ: 28.04.2006
„Die spinnen die Briten!“ Das wussten schon die Gallier, als sie England einen Besuch abstatteten. Freilich kannten sie die Mystery Jets nicht, aber trotzdem würde Obelix bei dem Anblick dieser spinnernen Hippie- Lookalikes zweifellos heftigste Kreisbewegungen mit dem Zeigefinger am Kopf vollführen. Mit einem Dresscode direkt aus der Kleidersammlung und der Tatsache, dass der Sänger kurzerhand seinen Vater als Gitarrist in die Band geholt hat, ist die Band von der Coolness eines Rockstarlebens ungefähr soweit entfernt wie Paris Hilton von Stil und Ehre. Aber wer hat das dann schon nötig, wenn man Musik auf Einkaufswagen, Mülltonnen und Heckenscheren machen kann und sein Schlagzeug noch selbst zusammenklebt?
The Mystery Jets sind tatsächlich wahre Nerds im Sumpf herangezüchteter NME Hypes und heben sich dadurch wohltuend ab. Folglich ist auch ihre Musik nicht die mittlerweile standardisierte Hitkeule, die nach zehnmaligem Hören total ausgelutscht ist, sondern ein kruder Mix aus sämtlichen Stilrichtungen, die man auf die Schnelle finden konnte. Viel Pop, Rock und sogar einige progressive Elemente. Da muss man schon häufiger hinhören, bevor die Songs ihr Potenzial entfalten. Das tun sie dafür dann aber umso mehr und sind auch mit hartnäckigsten Durchspülern nicht mehr aus den Gehörgängen zu bekommen.
Allenfalls die Vorabsingle „You Can´t Fool Me Dennis“ geht von 0 auf 1 in den heimischen Last FM Charts. „You can do everything you want. As long as it makes sence.” Diese Textzeile sieht auf den ersten Blick verdammt simpel aus, aber schonmal drüber nachgedacht? Auch so manch anderer Song regt zum Denken an. Aber nicht wegen den Texten, sondern ob der teilweise recht abenteuerlichen Instrumentierung. Im Prinzip gleicht jedes Lied einer Tüte Gummibärchen. Viele bunte Sachen drin, die erst einmal begutachtet werden müssen, bevor man sie genüsslich verköstigt. Und genauso, wie jeder seine eigene Lieblingsgeschmacksrichtung hat, so wird jeder auch auf „Making Dens“ seinen eigenen Favoriten ausmachen.
Zur Wahl stehen unter anderem ein psychedelischer Progressivhusarenritt, der den Hörer aber mal so richtig bei den Hörnern packt („Zootime“). Eine schwermütige Ballade, die sich wie ein Stehwalzer über die 5 Minuten Grenze schleppt („Little Bag Of Hair“). Oder darf es vielleicht ein fröhlicher Marsch durchs Irrenhaus („Alas Agnes“) oder doch lieber ein Epos wie der Titeltrack, der einfach mal alles oben erwähnte vereint? Die Auswahl ist groß und so ziemlich jeder dürfte fündig werden. Hut ab vor soviel Eigenständigkeit in einem immer enger werdenden Korsett britischer Bands. Die Kaiser Chiefs, Maximo Park, The Kooks etc. haben vielleicht den Moment auf ihrer Seite, doch am Ende werden Bands wie die Mystery Jets lachen.
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