Rezension

My Morning Jacket

Z


Highlights: It Beats 4 U // What A Wonderful Man // Off The Record
Genre: Indie-Pop // Rock
Sounds Like: Radiohead // Wilco // Okkervil River // The Flaming Lips // Modest Mouse

VÖ: 27.01.2006

We forgot about love - but we weren't brokenhearted. Drückt so das erste Lied "Wordless Chorus" aus, was mit My Morning Jacket passiert ist? Nein. Ganz im Gegenteil, die Liebe ist ein zentrales Thema auf dem vierten Album der Musiker aus Louisville, Kentucky, USA. Statt ihr hat das Quintett wohl eher vergessen, wie sich die Musik auf den Vorgängern anhörte, denn man kommt schon nach kurzem Antesten der älteren Alben nicht drum herum, zu sagen: My Morning Jacket haben sich mit "Z" selbst neu erfunden.

Tatsächlich gibt es für diese Platte vermutlich mehr unterschiedliche Einflüsse, als man heraushören geschweige denn aufzählen kann, und jeder einzelne Song steht für eine andere, völlig neue Seite der Band. Ob nun melancholischer Pop ("It Beats 4 U"), beschwingter 70s-Rock ("What A Wonderful Man") oder trauriger Country ("Knot Comes Loose"), alles ist geboten und passt wie durch ein Wunder zusammen. Wie heißt es in letzterem so treffend: Can't you see - there's a part of me that's brand new???

Jenes Wunder könnte der Sänger Jim James sein, dessen Stimme unablässig über allem schwebt und eine Atmosphäre schafft, die sich nur schwer beschreiben lässt. Höchstens bei "What A Wonderful Man" kann man eine gewisse Ähnlichkeit zu den Flaming Lips feststellen, wozu der Hall seinen Teil beiträgt. "Off The Record", das insbesondere im Refrain an die britischen Dogs Die In Hot Cars erinnert, stellt mit seinem Reggae-Rhythmus ein weiteres Novum für die Band dar. Das Nachspiel, das von elektronischen Beats untermalt ist, ist ein zusätzlicher Höhepunkt. Es lässt sich von Glück reden, dass "Off The Record" es, nun, on the record geschafft hat.

"Anytime" dann erinnert an ein fast schon verloren gegangenes Verständnis von Rockmusik. Ein treibendes Schlagzeug, eine einfache Lead-Gitarre mit wenigen Akkorden, hier und da eine neckische Solo-Melodie - fertig ist ein Song, der den Hörer gefühlte dreißig Jahre zurück versetzt. Ob man wieder in die Gegenwart finden wird? Selbst falls nicht, vielleicht gibt es gar kein Problem. Auch wenn man, so ganz ohne Familie und Freunde, die Liebe erstmal vergessen muss. Denn erinnert sich noch jemand an den Anfang? Keiner? Come on - hey, don't you know how we started... We forgot about love - but we weren't brokenhearted.

Mario Kißler

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