Rezension

My Brightest Diamond
All Things Will Unwind
Highlights: Reaching Through The Other Side // There's A Rat // Everything Is In Line
Genre: Kammermusikpop
Sounds Like: Feist // Tori Amos // Emiliana Torrini // Fever Ray
VÖ: 14.10.2011

Wenn Frauen Kinder kriegen, werden sie manchmal merkwürdig und sind sie dazu Musikerinnen, gibt es zuhauf dazu auch das passende Album. Das Resultat endet oft so wie in der Realität – alte Freunde geraten in Vergessenheit und man wird von der Welt kaum noch ernst genommen. Nun schickt sich Shara Worden a.k.a My Brightest Diamond auf ihrem dritten Album an, eben jenes neue Mutterglück zu einem der Hauptaspekte zu machen.
Um es gleich vorweg zu nehmen: Wer nicht gerade Anglistik studiert und daher ein überhöhtes Interesse an Lyrics hat, merkt davon nicht viel. Die Musik ist ein klein wenig verrückt, aber das muss ja nicht schlecht sein. „All Things Will Unwind“ ist zudem mit einem Kammerensemble aufgenommen, hat somit einen starken klassischen Einschlag. Wer nun allerdings überzogenen Streicherkitsch erwartet, liegt falsch. Oftmals ist sogar Klezmer die am nächsten liegende Assoziation.
Gehen wir etwas tiefer hinein, finden wir in „We Added Up“ zunächst leichten Chansonpop, in dem sich Shara ganz aktuell über fliegende Neutrinos auslässt und dabei fröhlich wie ein solcher von Ton zu Ton hüpft. Einen späten Bruch erlebt der Song durch einen eingestreuten Männerchor. „Reaching Through The Other Side“ verblüfft und fasziniert zugleich. Zwischen eingestreute Flötensoli und diverse Streicher fegt ein Bassbeat der Marke Portisheads „Machine Gun“ den Hörer geradezu hinweg. Ein Unikat, geben sich doch sämtliche anderen Stücke des Albums ohne merkbare elektronische Elemente zufrieden.
Glücklich scheint My Brightest Diamond derzeit zu sein, zumindest, wenn man von der Stimmung des Albums auf die Person schließen kann. Gesanglich springt diese bildlich von einem „i“ zum nächsten, nur um jeweils mit Leichtigkeit in hohen Lagen den Punkt setzen zu können. Dabei springen so wunderbar melodiöse und mitreißende Stücke wie „Ding Dang“ oder „There's A Rat“, das stark an Feist erinnert, heraus, dazu experimentelle Werke wie „Everything Is in Line“, das die Tagseite von Fever Ray abbilden könnte. Da verzeiht man auch zwei, drei Songs in der Mitte der Platte, die zu sehr jenem Chansonpop entsprechen, der zum einen Ohr herein und zum anderen hinaus geht oder das etwas pathosüberzogene „I Had Never Loved Someone“. „All Things Will Unwind“ ist insgesamt ein Album, das trotz der Ankündigung, Kammerpop zu sein, nicht verkopft und übertrieben daherkommt und eine Leichtigkeit in die Welt setzt, dass es schwer fallen wird, danach noch griesgrämig in die dunkleren Tage des Jahres zu blicken.
Sehen
Finden
Bye-Bye
Am 5. Januar 2021 haben wir éclat eingestellt. Mehr Infos hierzu gibt es auf unserer Startseite!