Rezension

Mutoid Man

Bleeder


Highlights: Bridgeburner // 1000 Mile Stare // Beast
Genre: Thrash-Metal // Sludge // Stoner-Rock
Sounds Like: Cave In // The Dillinger Escape Plan // Queens Of The Stone Age

VÖ: 03.07.2015

Wer mitbekommen hat, dass Converge-Drummer Ben Koller und Cave-In-Gitarrist Steve Brodsky 2013 schon einmal als Mutoid Man eine EP namens "Helium Head" veröffentlicht haben, könnte gefasst gewesen sein auf den Irrwitz einer Langspielplatte, die dieser Bezeichnung mit ihrer knappen halben Stunde Spielzeit kaum gerecht wird. Für alle Nichtsahnenden ist "Bleeder" dagegen dieses Album, mit dem man einfach nicht rechnet: Ein präziser Tritt in die Magengrube – und am Ende eine Offenbarung.

In zehn Songs rührt das Szene-Celebrity-Duo mit Bassist Nick Cageao hier alles zusammen, was an Gitarrenmusik Spaß macht, wenn man es richtig angeht: Knackige Riffs. Eingängige Melodien. Brachiale Härte. Halsbrecherisches Tempo. Überbordende Virtuosität. Dank einer angenehmen Unverbissenheit und hörbarem Spielspaß bleibt dabei für Angeberposen und Genrezugehörigkeits-Kleinklein glücklicherweise keine Zeit: In durchschnittlich zweieinhalb Minuten ist der typische Song auf "Bleeder" abgefrühstückt; trotzdem legen Mutoid Man scheinbar nebenbei einen ausgedehnten Rundgang durch zahlreiche Rock- und Metal-Spielarten hin – Stoner, Thrash, Doom, NWOBHM, Sludge, Hardcore, you name it. So klingt "Bridgeburner" wie eine Kollabo im Meth-Rausch zwischen Queens Of The Stone Age und Iron Maiden, "Sweet Ivy" ringt selbst einem 5/8-Takt noch Groove und Ohrwurmqualitäten ab und in "1000 Mile Stare" treibt Steve Brodsky seine Gitarre mit chirurgischer Präszision durch chromatische Skalen und toppt die Achterbahnfahrt dann noch mit einem blitzschnellen Thrash-Metal-Zwischenspiel, während um ihn herum die Rhythmusgruppe tobt. Liest sich wie ein Fall von akustischem ADS-Syndrom? Klingt auch so.

Eine Prise Ritalin gönnen sich Mutoid Man nur im Titeltrack, der das Album auf einer wenn schon nicht ruhigen, so doch zumindest gemächlicheren Note beschließt: Die hohe Schlagzahl der vorangegangenen Songs weicht hier zunächst folkigen Gitarrenpickings, aus denen sich dann eine vor Bittersüße nur so strotzende Doom-Ballade entspinnt. Danach gibt man sich "Bleeder" am besten gleich noch einmal von vorne – alle Details dieser wahnwitzigen Tour de Force beim ersten Hören zu erfassen, dürfte nämlich nachgerade unmöglich sein.

David Albus

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