Rezension

Mumm-Ra

These Things Move In Threes


Highlights: These Things Move In Threes // Light Up This Room // Song B
Genre: Indierock
Sounds Like: The Killers // The All-American Rejects // Arcade Fire

VÖ: 25.05.2007

Sonntag Morgen beim Southside. Die ersten Festivalbesucher wanken über das Gelände. Manche suchen den Schatten vor der Green Stage, andere flüchten vor Karpatenhund. Und eine handvoll Zuschauer sind tatsächlich wegen Mumm-Ra da. Nach dreißig Showminuten steht fest - sie würden wieder kommen, diesmal aber alle wegen der Band aus Bexhill-On-Sea im Südosten Englands.

Benannt haben sich Mumm-Ra nach einem Bösewicht aus der 80er-Jahre-Cartoonserie Thundercats. Oder besser: DEM Bösewicht, dem ewigen Gegenspieler. In Deutschland hieß er Mumion. Das klingt gleich viel dümmer, also erfreuen wir uns an dem ägyptisch anmutenden Namen. Viel mehr als Cartoons schauen war wohl auch nicht drin, in dem kleinen Seebad in der Nähe von Brighton. In diesen Städten regiert die Langeweile, die Jugend tummelt sich allenfalls mit den Touristen in den Amüsierbuden am Pier. Bexhill ist eigentlich nur für zwei Dinge bekannt: Hier fand das erste Autorennen Englands statt und Desmond Llewelyn, besser bekannt als Q aus den James Bond-Filmen, lebte und starb hier - tragischerweise auch noch bei einem Autounfall. Um auf den Punkt zu kommen, Bexhill-On-Sea ist die typische Stadt, von der junge Bands dann später in Interviews behaupten können, dass ja überhaupt nix los war und man daher angefangen hat, Musik zu machen. Im Falle von Mumm-Ra sind wir da sehr dankbar.

"These Things Move In Threes" heißt nun also das Debütalbum mit elf abwechslungsreichen und gut durchkomponierten und produzierten Titeln. Das ist schon die erste Auffälligkeit. Die Floskel, dass dieses Album dieser neuen aufstrebenden britischen Band hart und rauh klingt, bleibt in der Schublade und wartet auf die nächsten Arctic Monkeys oder Libertines. Selbst der Vergleich mit anderen Inselgruppen fällt schwer. Da fallen einem doch eher die Killers aus Las Vegas ein, die Mumm-Ra dann auch gleich als Support buchten. Oder die schwedischen Shout Out Louds. Oder sogar das kanadische Ensemble von Arcade Fire. Moment, Arcade Fire? Jawoll, zumindest ansatzweise, einfach mal "Light Up This Room" anhören und staunen. Die Melodien schaukeln sich hoch, der Hintergrundgesang wird immer verzweifelter.

Durchaus gerechtfertigt, wenn man die Umstände der Aufnahmen betrachtet. Zuerst starb Steve, der Manager der Band. Die Band widmete ihm dem Song "What Would Steve Do?". Kurz darauf musste Sänger James New den Verlust seines Vaters hinnehmen. Keine einfache Situation für die noch junge Band. Produzent Youth schaffte es, die Trauer in die Musik mit einfließen zu lassen. Bestes Beispiel ist das über sieben Minuten lange Schlussstück "Down Down Down", dass immer leiser wird und langsam verklingt. Ein schöner Abschiedsgruß.

Vorher bleibt aber auch Raum zum Schwelgen. Da ist das zuckersüße und poppige "Out Of The Question" und "These Things Move In Threes" mit seinem im Ohr bleibenden Gitarrenriff. "Starlight" könnte auch von den All-American Rejects im Killers-Remix sein. Aber ein Track ist dann doch sehr britisch: "Song B". Irgendwo zwischen den Libertines und Bloc Party kann man Mumm-Ra hier in eine Schublade quetschen, wenn man es unbedingt will. Auch wenn Sänger "Noo" stimmlich nicht an den hypnotischen Singsang von Kele Okereke herankommt. Muss er aber auch gar nicht.

So reif und so ernst klang schon lange kein Debütalbum einer UK-Indiepop-Band mehr. "These Things Move In Threes" ist wie eine Frischzellenkur, das Southside-Publikum kann das bestätigen. Und bei soviel Spaß, wie die Band auf der Bühne hatte, wird man noch einiges von Mumm-Ra erwarten können. Sie sind ja auch erst Anfang 20, das Rentnerdasein in Bexhill-On-Sea ist noch fern. Zeit genug, um den Namen des kleinen Ortes bekannter zu machen.

Martin Korbach

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