Rezension
Mt. Wilson Repeater
Mt. Wilson Repeater
Highlights: Out Country Way // All Night Every Day // Tether In The Haze
Genre: Electronic Wonderland Coupled With Real Instruments
Sounds Like: Friends Of Dean Martinez // Air // The Penguin Cafe Orchestra // Tables & Chairs
VÖ: 24.10.2008
Wer noch nie vom Records-Label Chemikal Underground gehört hat, sollte das schleunigst nachholen. Denn es sei hiermit garantiert, dass mit jeder Veröffentlichung des Labels ein kleines musikalisches Präsent daher kommt. Ein Geschenk in dem Sinne, dass da etwas ganz Besonderes auf einen wartet. Wer auf Mainstream-Pop hofft, ist hier an der ganz falschen Adresse. Aber es gibt da allerhand andere Feinheiten. Bezaubernden Elektro, entrückte Gitarrensounds und vieles mehr. Da wären zum Beispiel Künstler wie Arab Strab, Mogwai, The Delgados oder auch Radar Bros. zu nennen. Bei letzteren ist Jim Putman seit mehr als 10 Jahren der Kopf der Band. Nun musste er auch mal seinen ganz eigenen Ideen freien Lauf lassen, und so berief er Mt. Wilson Repeater ins Leben.
Sein Label beschreibt Jim Putmans Musik, wie es kaum idyllischer möglich wäre: „Mt. Wilson Repeater is the sound of late nights at the piano, bourbon in hand, after a day spent watching his dog Hal eat freshly fallen grapefruit from the adjacent tree.“ Und wie hört das sich nun an, wenn man Musik macht, nachdem man relaxed den ganzen Tag seinem Hund beim Grapefruit Essen zugesehen hat? Schön hört das sich an! Verträumt, zerstreut und eben: ausgeglichen und entspannt. Im Gegensatz zu alten Radar-Brothers-Songs wirkt Mt. Wilson Repeater geheimnisvoller. Schon alleine, weil die Lieder nicht immer von der weichen und freundlichen Stimme getragen werden, sondern Geräusche die Vorderhand übernehmen. Lyrics sind dabei, wenn sie überhaupt vorkommen, erst an zweiter Stelle anzusiedeln.
Von ganz weit weg erklingen die ersten Töne. Traumreisen würden super zu dieser Musik funktionieren. Wir könnten die Augen schließen, und uns vorstellen, wie wir schwerelos im All herum fliegen.Und irgendwann käme Jim Putman uns entgegen geschwebt, eine schöne Melodie auf seiner Gitarre spielend und dazu singend. Ungefähr so klingt "Canmtady", der Opener des Albums."Out Country Way", das zweite Stück bietet dazu einen scharfen Kontrast. Nicht mehr sphärische Elektronik, sondern eine echte Country-Gitarre sorgen nun für die Musik. Locker und fröhlich klingt das, wird aber unterbrochen von mystischen Hornklängen und geheimnisvollen Tönen, die an vorbeifahrende Dampfloks erinnern.
"Island In The Sun" hat nichts mit dem gleichnamigen Weezer-Titel zu tun. Im Gegensatz zu deren Song klingt es nämlich geradezu melancholisch, was aber nicht pessimistisch stimmen sollte. Eher wirkt es traurig schön, wie die letzten wärmenden Sonnenstrahlen im Herbst."Basketball Song" setzt mit seinem zauberhaften Klavierspiel und beruhigendem Summen und Pfeifen diese Stimmung fort.
"All Night And Every Day / I Wonder Where The Time Goes / All Night And Every Day / I Wonder Where Your Mind Goes". Diese geflüsterten Sätze fassen die gesamten Lyrics von "All Night Every Day" zusammen, dessen Instrumente ebenso nachdenklich klingen wie sein Text. "The Conversation" hingegen kommt gänzlich ohne verständliche Worte aus. Nur sehr leise und im Hintergrund eingespielt hört man Jim Putmans Stimme sprechen. "In The Week Of A Whale" klingt mit Geblubber und Gedämpftheit nach tiefen Unterwasseraufnahmen. "Maid Marion" wirkt mit freundlichem Klavierspiel dagegen wieder klarer und realer und in "Tether In The Haze" wirft Putman sogar wieder ein wenig traumhaft schön klingenden Gesang ein.
Im Ganzen könnte "Mt. Wilson Repeater" vielleicht doch etwas mehr Schwung vertragen. Wenn Jim Putman sich doch einen Spritzer Inspiration von dem wahrscheinlich verzogenen Gesicht seines Hundes beim Grapefruitfressen geholt hätte... aber wem sein Soloprojekt zu monoton wird, der kann man sich ja immer noch Radar Bros. anhören. Mit denen hat er nämlich auch erst kürzlich wieder ein Album veröffentlicht. Außerdem wären da noch zahlreiche Nebenprojekte wie Adeline And The Philistines oder Tables & Chairs. Dieser Mann scheint eben nicht genug Musik machen zu können, da wird schon für jeden was dabei sein.
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