Rezension

Motorama

Poverty


Highlights: Corona // Red Drop // Heavy Wave
Genre: Post-Punk // New Wave
Sounds Like: Joy Division // The Smiths // Interpol // New Order // The Cure

VÖ: 30.01.2015

Oligarchen, Mafia, Trinkfestigkeit, Sibirien, Eiseskälte, Matroschkas und Fellmützen. Das Bild, das man dieserorts von Russland hat, ist in der Regel ziemlich geprägt von Halbwissen, Klischees und Stereotypen. Beim Thema Musik versagt dann sogar noch das bisschen Halbwissen, denn abgesehen von Pussy Riot dürfte die Kenntnis über die Musikszene Russlands bei den meisten gleich null sein.

Die Post-Punk-Band Motorama aus Rostow am Don ist allerdings ein eindrucksvoller Beleg dafür, dass man schleunigst sein Wissen über die russische Indiemusik-Szene erweitern sollte. Die Band um Frontmann Vladislav Parshin machte bereits Anfang 2013 mit ihrem Album „Calendar“ hierzulande auf sich aufmerksam, und liefert nun mit „Poverty“ einen äußerst beeindruckenden Nachfolger ab.

Wie schon beim Vorgänger überwiegen auf „Poverty“ auch dieses Mal wieder melancholische, schwermütige Indie-Rock-Klänge irgendwo zwischen Post-Punk, Shoegaze und New Wave. Schnell erscheinen Bands wie Joy Division, The Smiths oder New Order vor dem geistigen Auge, doch Motorama klingen keinesfalls nach einer billigen Kopie dieser Bands. Vielmehr lassen ihre detaillierten Arrangements und verträumten Melodien viel Platz für Eigenes. Immer im Vordergrund steht dabei die Stimme von Vladislav Parshin, die im Gegensatz zu den Songs auf „Calendar“ oder ihrem Debüt „Alps“ fast noch düsterer und finsterer klingt, allerdings auch deutlich klarer und durchdringender, und die neben Bass und Synthies vor allem den Sound der Band charakterisiert.

Die insgesamt neun Songs auf „Poverty“ beweisen eindrucksvoll, dass Russland weit mehr zu bieten hat als die hierzulande bekannten Klischees und es bleibt am Ende nur noch zu hoffen, dass neben Motorama auch weitere Bands den Weg nach Europa finden werden, damit die russische Indiemusik-Szene zukünftig keine Unbekannte mehr sein wird

Benjamin Schneider

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