Rezension

Montreal

Malen Nach Zahlen


Highlights: Aber Morgen Ganz Bestimmt // Das Falsche Pferd
Genre: deutscher Poppunk
Sounds Like: Radio Havanna // Wohlstandskinder

VÖ: 18.05.2012

Es gibt in Deutschland Bands, die eine gewisse Narrenfreiheit haben. Sie können singen, worüber sie wollen und es klingt immer gut, niemals peinlich. Das kann am Genre liegen, in dem sich die Band bewegt (Funpunk, A Capella) oder an der generellen Scheiß-egal-Haltung (z.B. die Ärzte oder Olli Schulz). Dann gibt es solche, denen einmal ein guter Ausreißer aus ihrem gewöhnlichen Liebes- oder Politliedertrott gelingt und die dann mehr oder weniger unerwartet ein Lied über Honigmelonen oder, sagen wir mal, Frauen in hässlichen Pullovern schreiben. Die Kunst ist nur, zu wissen, wann Schluss ist, und nicht zu übertreiben. Sonst wird es ganz schnell lächerlich.

In genau diese Falle tappen Montreal gerade mit ihrem vierten Album „Malen Nach Zahlen“. Das hatte sich schon beim letzten, selbstbetitelten Album abgezeichnet und wird hier leider konsequent weitergeführt. Klar, wirklich ernst genommen haben sich die drei Hamburger noch nie. Und die Kreativität in den Texten war auch schon immer da. Aber irgendwie haben sie es früher besser geschafft, Themen wie siamesische Zwillinge, U-Bahn fahren oder Partycrashing in Songs umzuwandeln. Und das Wichtigste: Diese Lieder waren die erfrischende, lustige Ausnahme zwischen den vielen „normalen“ Liedern. Auf dem neuen Album sind sie leider die Regel. Und dann gehen einem irgendwann ganz automatisch die Themen aus oder man schafft es nicht mehr, ihnen ein vernünftiges musikalisches Gewand zu verpassen.

Dabei könnte es so einfach sein. Denn das mit der Musik können Montreal eigentlich richtig gut. Gitarre, Schlagzeug, Oho-hos, alles ist da für gepflegten hymnenhaften Powerpoppunk, der live sicher super funktioniert. Und die Songs sind auch wirklich ziemlich catchy. Aber wenn man dann Texte über selbstgemachte Drogen, Bankräuber namens Bernd oder Luxusprobleme vor sich hin singt, dann kommt man sich schon ein bisschen doof vor und fragt sich heimlich, ob man nicht eigentlich zu alt für so einen Quatsch ist.

Lisa Dücker

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