Rezension

Monsters Of Folk

Monsters Of Folk


Highlights: Whole Lotta Losin' // Temazcal // The Sandman, The Brakeman And Me // His Master's Voice
Genre: Americana // Folk // Alt-Country // Singer-Songwriter // Blues
Sounds Like: Bright Eyes // M. Ward // My Morning Jacket // Conor Oberst And The Mystic Valley Band

VÖ: 18.09.2009

Es ist gar nicht so einfach, eine Rezension zum musikalischen Projekt von M. Ward, Conor Oberst, My-Morning-Jacket-Frontmann Yim Yames und Produzent/Multiinstrumentalist Mike Mogis mit dem Namen „Monsters Of Folk“ zu eröffnen, ohne sich über den Bandnamen oder den Begriff „Supergroup“ auszulassen und den Vergleich mit anderen Supergroups zu suchen. Wenden wir uns daher lieber direkt dem Album selbst zu und schauen wir uns an, was dabei herauskommt, wenn so viele talentierte Leute zusammenarbeiten. Kann man sich auf einen musikalischen Nenner einigen oder zieht im Wesentlichen doch jeder sein eigenes Ding durch? Beflügelt der gegenseitige Input die Kreativität oder steht man sich doch eher im Wege?

Allen Skeptikern machen die Monsters Of Folk den Einstieg jedenfalls so einfach wie möglich. Wer mit uninspiriertem Alternative-Country-Gedudel rechnet, den belehrt „Dear God (Sincerely M.O.F.)“ mit seinen R’n’b-Anleihen sogleich eines Besseren. Während in den Strophen wohl erst einmal jeder seine Sangesqualitäten einzeln unter Beweis stellen will, zeigt sich im souligen Refrain, wie gut die drei Stimmen der Herren Ward, James und Oberst harmonieren. Auch wenn der Song manch einem etwas zu süßlich daherkommen mag, neugierig macht er allemal, und wenn man den Hörer über eine knappe Stunde bei der Stange halten will, muss die Dramaturgie des Ganzen schon gut überlegt sein. Das nachfolgende „Say Please“ zeigt sich dafür umso gitarrenlastiger. Der Refrain ist übermütig und hinterlässt dem Hörer einen der großen Ohrwürmer dieses Albums. Textlich zeigt sich der Song aber recht finster, und wenn man Conor Oberst Zeilen wie „Everyone gets dark and the worst part / is the way those thoughts can please you“ singen hört, fühlt man sich gleich an alte Bright-Eyes-Zeiten erinnert. „Whole Lotta Losin“ setzt genau dort an, wo „Say Please“ aufgehört hat: Es beginnt wie ein harmloser Rock’n’Roll-Song, der aber immer wieder in Moll-Akkorde abrutscht. Aus dem Hintergrund dringen Synthesizer-Klänge an die Oberfläche und M. Ward singt dazu seine schwermütigen Verse. „Temazcal“ gehört hingegen eindeutig Conor Oberst, der hier die nachdenklich stimmenden Strophen zum Besten gibt, wohingegen der wunderbare Refrain wieder in dreistimmigen Harmonien den Weg ins Ohr des Hörers findet.

Mit „The Right Place“ begegnet einem dann der erste Song der Monsters Of Folk, der wohl am ehesten dem entspricht, was man musikalisch von ihnen nach den letzten Werken der Beteiligten erwartet hatte: ein recht geradliniger Song mit Country-Einflüssen, Pedal-Steel und eher gewöhnlichem Chorgesang. Dennoch fügt sich der Song in dieses vielfältige Album, das sich munter bei allerlei Musikstilen bedient, ähnlich gut ein wie das von der Mandoline getragene „Man Named Truth“, das wie ein waschechtes Traditional klingt. Wären alle Songs in diesem Stil gehalten, wäre das Album wohl etwas langatmig geworden, doch in das abwechslungsreiche Gesamtbild fügen sie sich schlüssig ein. Auch textlich bewegen sich die Songs stets auf hohem Niveau. „Map Of The World“, das die altbekannte Thematik vom Streben nach Veränderung im Leben in neue Worte fasst, ist eine ähnlich erfreuliche Angelegenheit wie das einfach gehaltene „The Sandman, The Brakeman And Me“ mit seinen bildhaften Versen. Jeder der auf diesem Album mitwirkenden Künstler hat seine großen Momente und Yim Yames darf es mit dem dramatischen „Master’s Voice“ abschließen. Während der Opener „Dear God (Sincereley M.O.F.)“ und viele weitere Songs des Albums einen eher klagenden Unterton besitzen, endet das Debüt der Monsters Of Folk versöhnlich. „But the one I like the best – he sings inside my chest / I hear my master’s voice now / calling out“ - so einfach und so schön kann Musik sein.

Obwohl man den Songs recht häufig anhört, wer in Sachen Songwriting den Ton angegeben hat, klingen die Monsters Of Folk doch immer wie eine Band. Die vielen amerikanischen Musikstile, die dieses Album prägen, machen es reichhaltig, jedoch nicht überladen oder überambitioniert. Ganz natürlich fließen die Songs dahin, ohne dass die Spannung über die knapp einstündige Spielzeit verloren geht. Mit diesem Album brauchen die Monsters Of Folk sich vor niemandem zu verstecken.

Kilian Braungart

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