Rezension

Monochrome

Éclat


Highlights: Series of catastrophes and celebrations // Souvenir of a sentimental non-event
Genre: Hardcore // Indierock // Postpunk = a.k.a. Tanzpunk-Pop
Sounds Like: The Robocop Kraus

VÖ: 27.01.2006

Oh, wie dieses brave, stilvolle und doch fast nichts aussagende Understatement-Coverartwork täuscht...ein Intro, wie ein Zahnarztbohrer am offenliegenden Nerv – und von dort geht’s direkt in alle Nervenstränge und achterbahnmässig bis in die Beine runter. Tanzen und zwar sofort!

Tanzzwang, wie schon bei den Artverwandten, den Robocop Kraus. Die Vergleiche zu ihnen werden sofort heraufbeschworen, verflüchtigen sich im Lauf jedes einzelnen Songs jedoch auch ganz schnell wieder, weil da noch was anderes ist...und dann legen sie doch gleich im nächsten Track wieder sehr offen ihre Affinität zu den Nürnberger Helden dar.

Mal ist es die Stimme oder die Art des Gesangs von Marc Kalbach, dann die brettharte Gitarre, manchmal die beiden zusammen, wenn sie sich gemeinsam in der Drehzahl hochjagen. Dann wieder das Schlagzeug, oder die Hooklines, die einen ähnlichen Einbrennfaktor und Energieausstoss haben, wie einige Sachen der Robos.

Aber da ist ja noch dieses Andere. Denn Monochrome spielen doch ihr ganz eigenes Ding. Spätestens beim ersten Einsatz von Kate Complicate, dem grandios abgestimmten weiblichen Gesangspendant zu Kalbach, wird eine der Besonderheiten von Monochrome deutlich: Ihre Stimme! Und noch etwas ist viel ausgeprägter und damit anders: Der Sprachenmix. Sowohl in den Songtiteln, als auch in den Texten, wird sich am Deutschen, Französichen und Englischen bedient, wild gemixt und damit – natürlich auch in der Kombination mit der Stimme Kates – eine ganz besondere Klangmischung geschaffen. Mal kommt Kate stimmlich fast so subtil an, wie beispielsweise Suzie Kerstgens von Klee, dann wieder extrem cool und distanziert, fast avantgardistisch. Das gepaart mit französischen Textzeilen hat einen ungemeinen Flair, das aber mit Power und reichlich Beats per minute.

Jeder Song klingt anders, bedient einige der Indie-Genres, stellt aber doch meistens einen ziemlich grossen Fuß in die Tür zum Postpunk. Zwischen den ernergiegeladenen, absolut treibenden und pulsierenden Racern schwimmen kleine Inseln der instrumentalen Entspannung, die fast ausufernd sind und doch an kurzer Leine gehalten werden.

Éclat klingt ästhetisch, ohne porentief rein zu sein. Éclat kracht und brodelt, ohne jemals unansehnlich überzukochen. Éclat kratzt den Putz vom Pop, ohne poppig zu sein. Éclat kokettiert mit dem Punk, ohne dreckig zu sein.

Éclat ist eigentlich ein Skandal, steht aber sinngemäss für explodieren, bersten und krachen. Das tuts an jeder Ecke, wenn auch sehr stilvoll und kultiviert.

Silke Sprenger

Finden


Bye-Bye



Am 5. Januar 2021 haben wir éclat eingestellt. Mehr Infos hierzu gibt es auf unserer Startseite!