Rezension

Mono

Hymn To The Immortal Wind


Highlights: Ashes In The Snow // Burial At Sea // Everlasting Light
Genre: Klassik // Postrock
Sounds Like: Sigur Ros // Clint Mansell & Kronos Quartet // Godspeed You! Black Emperor

VÖ: 27.03.2009

Es ist ja schon irgendwie ironisch mit der alten Frau Postrock. Denn wenn man sich die Genrebezeichnung einmal etymologisch aufdröselt, kommt man ja an sich auf die Idee, dass "Postrock" das ist, das "nach Rock" kommt: Also zwar einzelne Elemente - die Instrumente vorrangig - übernehmend, jedoch auf Geißeln der "herkömmlichen" Rockmusik wie Strophe & Refrain oder, im Allgemeinen, vorhersehbare Strukturen verzichtend.

Umso merkwürdiger ist es demzufolge eigentlich, dass sich 9 von 10 Postrockbands irgendwie gleichen wie eine Ramones-Platte der anderen. Man dehne sphärisches Gitarrengewaber auf zehn+ Minuten aus, unterbreche es hin und wieder mit Wall-of-Sound-Ausbrüchen und fertig ist der nächste Roadburn-Opener. Erfreulich, wenn aus dieser Schiene der zwar nie wirklich schlechten und oft nicht einmal mittelmäßigen, aber dennoch meist nur leidlich spannenden Bands eine ausbricht, die es vermag, den Hörer mit einem Album so ziemlich umzuhauen, wie es Mono mit "Hymn To The Immortal Wind" tun.

Dies gelingt, obwohl Mono das Postrockrad vielleicht niemals neu erfinden, aber dafür an vielen Stellen die Feile ansetzen, um ihm zu einer möglichst optimalen Rundheit zu verhelfen. Dementsprechend sind die ersten Assoziationen, die "Hymn To The Immortal Wind" hervorruft, auch Musiker, die ebenso in diesem Genre durch gewisse Andersartigkeit hervorstechen: Sigur Ros. Mogwai. Oder auch Clint Mansell und das Kronos Quartett.

A propos: Man wird an vielen Stellen den Eindruck nicht los, als handele es sich um den Soundtrack zu einem Film, den Darren Aronofsky noch nicht geschrieben hat. Besonders "Burial At Sea" mit seinem dynamischen Wechselspiel aus zarten Gitarren, energischem Schlagzeug und mal mehr, mal weniger prägnanten Streichern lässt unweigerlich an Soundtracks wie jene zu "Requiem For A Dream" oder "The Fountain" denken; der fantastische Abschlusstrack "Everlasting Light" schließlich, der mit einer "Hoppipolla"-ähnlichen Klaviermelodie beginnt und in einem minutenlangen Wall-Of-Sound-Ende mündet, wäre prädestiniert dazu, im nächsten Oscar-Gewinner die abschließende Rettung der Welt zu untermalen.

Umgeben von so viel Epik sticht "Follow The Map" mit seinen gerade einmal vier Minuten Dauer als wunderschöner, von Streichern umrahmter Popsong hervor, der Opener "Ashes In The Snow" wiederum ist zwar "nur" ein "herkömmlicher" Postrocksong, der sich bis zu seinem mächtigen Finale alle Zeit der Welt lässt, tut dies aber so mitreißend, wie es andere Bands nur selten schaffen. Insofern ist wie gesagt auch nicht alles neu und anders im Hause Mono, aber was macht das schon? Letztlich bleibt Qualität stets vor Innovation. (Post-)Rock eben.

Jan Martens

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