Rezension
Modern Baseball
You're Gonna Miss It All
Highlights: Broken Cash Machine // Rock Bottom // Your Graduation
Genre: Collegerock // Punk
Sounds Like: Joyce Manor // Weezer // Real Friends // Blink 182
VÖ: 14.03.2014
Einmal mit dem Finger drauf zeigen: Was hat uns in unserer Jugend eigentlich so sehr an manchen Punkbands gereizt? Eine wahrscheinliche Antwort: Seine Simplizität. Nicht unbedingt vorrangig die Simplizität seiner Musik – ist ja nun auch nicht so, als wären die meisten Indiepop-, Songwriter- oder Elektrostücke nun moderne Symphonien. Gemeint ist vielmehr die Einfachheit seiner Aussagen, die von jeher auf allzu ausgiebige Metaphorik und Chiffrierungen verzichtet. Oder warum sonst sollten Blink 182 auf solch liebevolle Nostalgie stoßen können – an wunderbar simple Songs wie „All The Small Things“ erinnert man sich auch zehn Jahre, zwei Langzeitbeziehungen und einen Führerschein später noch.
Dabei ist benannte Punkband in gewisser Hinsicht gar nicht die schlechteste Referenz, wenn man über Modern Baseball und ihr zweites Album „You're Gonna Miss It All“ spricht. Fäkalhumor fehlt dem Quartett aus Maryland zwar komplett, doch ist ein „Broken Cash Machine“ durchaus mit deren Ruhmesphase vergleichbar – zum einen, was die Akkorde, noch stärker jedoch, was deren Hitpotenzial angeht. Um es hier einmal zu betonen: „Broken Cash Machine“ und auch „Your Graduation“ sind womöglich jetzt schon die besten Punksongs des Jahres 2014 – auf jeden Fall aber die besten, die hierzulande importiert werden müssen.
Ansonsten orientieren sich Modern Baseball allerdings eher an den Klassennerds als den -clowns und eher den Indie-Hybriden als den reinen Punkern, will heißen: Man stelle sich „You're Gonna Miss It All“ vor wie Into It. Over It (nur mit mehr E-Gitarren) oder Joyce Manor (nur mit Songlängen von über 1:30). Wer schließlich die Lyrics und damit die 101 Sichtweisen auf eine Trennung in den Blick nimmt, fühlt sich nicht zu unrecht an Weezer erinnert, bevor Rivers Cuomo größenwahnsinnig wurde.
Und damit wären wir wieder beim Ausgangsthema: Simplizität. Denn wenn Modern Baseball über verlorene Freitagabenden lamentieren oder das lyrische Du zum Abendessenkochen oder so einladen wollen, ist das eben nicht symbolisch überladen, sondern so direkt vom Gedanken auf die Platte gebannt, wie es sich wenige andere Künstler trauen. Vielleicht nostalgisch - aber besser als die meisten Alternativen.
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