Rezension

Mire Kay

Fortress EP


Highlights: Sea Monster // So You Learned // In Hiding
Genre: Indie-Pop // Melancholischer Folk
Sounds Like: Audrey // CocoRosie // Joanna Newsom

VÖ: 01.04.2011

Zwar ist die Veröffentlichung der „Fortress“-EP von Mire Kay schon etwas her, es lohnt sich aber dennoch, sie an dieser Stelle zu erwähnen. Mire Kay sind Emelie Molin und Victoria Skoglund, zwei schwedische Mädchen, die manch einem vielleicht als Mitglieder der Band Audrey bekannt sein könnten. Mire Kay – Audrey, nicht nur die Melodie der beiden Band-Namen klingt verdächtig ähnlich, auch die Musik lässt Verwandtschaften erkennen.

Wie gewohnt schwebt ein Hauch Melancholie über den harmonischen Sound-Arrangements, die von zartem, oft zweistimmigem Gesang umhüllt werden. Noch ein wenig minimalistischer, als man es von Audrey gewohnt ist, klingen nun Mire Kay. Aber wie sagt man so schön: Weniger ist oft mehr, und in diesem Fall trifft die alte Volksweisheit voll zu. Allein ein Cello und weniges, nur sehr leise erklingendes Gitarrengezupfe bilden zum Beispiel die Grundlage für „Industry“. Dass da die wunderschöne Klarheit der Stimme fast bedrückend nah wirkt, ist nicht verwunderlich.
Mit „Fortress“, zu deutsch „Festung“, haben die beiden auch einen passenden Albumtitel gefunden, denn beim Hören hat man immer wieder das Gefühl, einen geheimen Ort zu betreten, in eine Märchenlandschaft mitgenommen zu werden, in eine Festung der Erinnerungen. Ob die Geschichten, die hier erzählt werden, real sind oder nur phantasiert, das kann man oft nicht genau nachvollziehen. Kindheitserinnerungen vom Geschmack des Sandes auf dem Spielplatz und dem verhassten eigenen Stottern vermischen sich mit Traumbildern von Seeungeheuern, wilden Pferden und dunklen Wäldern. Durch das mystische Anmuten der Songs verspürt man an so mancher Stelle der EP immer wieder einen Hauch von CocoRosie. Doch wo die Casady-Schwestern auch hin und wieder fröhlichere Melodien gewähren, umgibt die Lieder von Mire Kay eine durchdringende Dunkelheit. Diese Finsternis wirkt aber keinesfalls bedrohlich, denn sie birgt immer wieder Lichtblicke in sich. Ein leichter Sing-Sang, die lauter werdende Stimme, ein kraftvoller Rhythmus oder eine leise Gitarrenmelodie wecken Hoffnung beim Hören der Lieder.

„Fortress“ ist für all jene zu empfehlen, die gerne mal in Träumereien schwelgen und sich durch Musik in eine andere Welt entführen lassen. Wenn auch nur für kurze Zeit, denn die fünf Lieder sind in etwas mehr als einer Viertelstunde schnell abgespielt und bleiben danach nicht als Ohrwürmer im Gedächtnis hängen. Dafür sind sie dann vielleicht doch zu tiefgründig.

Marlena Julia Dorniak

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Kompletter Stream der Fortress-EP
mirekay.bandcamp.com

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