Rezension

Minor Victories
A Hundred Ropes
Highlights: Breaking My Light // Scattered Ashes (Song For Richard) // For You Always // Out To Sea
Genre: Dreampop // Post-Rock // Indierock
Sounds Like: Slowdive // Mogwai // Editors
VÖ: 03.06.2016

Irgendwie ist Supergroup ein wirklich ausgelutschter Terminus. Nur weil Musiker sich gerne in anderen Konstellationen zusammentun, heißt das noch lange nicht, dass das dann auch „super“ ist. Das Wandeln abseits von gewohnten Pfaden, die Neukombination von einzelnen Inspirationen ist doch oft gerade für die Musizierenden spannend, und genau darum geht es, wenn jetzt nicht gerade Axl Rose anfängt, bei AC/DC zu trällern. Auch wenn das nur eine neue Livedarbietung ist, wäre es schon eher eine Supergroup, obwohl so nun gar nicht super. Wie auch immer – Minor Victories sind Rachel Goswell von Slowdive, Stuart Braithwaite von Mogwai und der Editors-Gitarrist Justin Lockey, auch noch an Bord: der Bruder des Letztgenannten.
So könnte gut und gerne ein größeres Ganzes entstehen, eine Art Mehrwert gegenüber den anderen Bands oder Projekten der vier. Allerdings bleibt das leider aus – Minor Victories klingen genau wie erwartet. Eine verträumte, dreampoppig soundschichtige Version (das sind die Slowdive-Elemente) von Mogwais Postrock, hauptsächlich des letzten Albums mit elektronischeren Elementen, teilweise ein bisschen poppiger durch die Editors-Einflüsse. Die Einzelteile sind klar erkennbar, werden aber nicht zu einem größeren Ganzen. Das liegt sicher an der Herangehensweise – die Band war nie in einem Raum, um die Musik gemeinsam aufzunehmen. Es wurde eine ganze Menge hin- und hergemailt, einzelne Teile zusammengepuzzlet. Wie soll so eine gemeinsame Vision entstehen, ein gemeinsames Ziel?
So mäandert das Album vor sich hin. Na klar – bei solch großartigen Songwritern bleiben die guten Songs nicht aus. „Scattered Ashes (Song For Richard)“ ist so einer. Wäre aber auch ein guter Slowdive-Song. „Out To Sea“ vereint gut Mogwai und Slowdive. Und so weiter. So ist „Minor Victories“ eine Art schöne Compilation guter Songs, ohne roten Faden. Schön noch das Duett zwischen Goswell und Mark Kozelek in „For You Always“. Noch eine altbekannte Gestalt, die von ihr erwartet Gutes liefert. Aber Unerwartetes, Überraschendes passiert auf „Minor Victories“ nicht. Vielleicht gehen die vier ja irgendwann zusammen ins Studio und schaffen eine Symbiose ihrer Fähigkeiten. Davon könnten wir im Kontext des gesamten Albums viel mehr erwarten als von diesem ersten Versuch. Aber bei allem fehlendem roten Faden: Gerade Goswell und Braithwaite sind viel zu gute Musiker, um nicht mindestens mit ein paar Songs richtig Freude zu machen.
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