Rezension

Mike Wexler

Dispossession


Highlights: Pariah // Spectrum // Liminal
Genre: Singer-Songwriter // Psychedelic // Folk
Sounds Like: Robert Wyatt // Jeremy Enigk // The For Carnation

VÖ: 30.03.2012

New York ist hektisch, schmutzig und laut. So das Klischee. Mike Wexler aus Brooklyn widerlegt dies mit seiner entspannten Mischung aus Canterbury-Prog, Psychedelic und Folk und bietet eine willkommene Abwechslung zur stressigen Trendschnitzeljagd der restlichen örtlichen Musikszene. Mit „Dispossession“ veröffentlicht er nun sein drittes Album und sein Debüt für Mexican Summer Records, mittlerweile eine feste Größe für zeitgenössische psychedelische Musik.

An seiner Musik hat sich nicht viel geändert. Immer noch spielt Wexler den Soundtrack zum Aufwachen, Einschlafen und Dämmern: Jazziges Getrommel, sanftes Gitarrengezupfe und Synthesizer bilden einen entspannten Klangteppich und lassen den einzelnen Liedern viel Zeit zur Progression und Melodieentfaltung. Bereits der akustische Opener „Pariah“ zieht sich über 6:30 Minuten – kein musikalisches Junk-Food. Wie die großen Vorbilder des progressiven Canterbury Sound der Sechziger, insbesondere Robert Wyatt und The Soft Machine, erzeugt Wexler einen entrückten, einlullenden Klang. Gerade der säuselnde Gesang erinnert stark an die Jeremy-Enigk-Alben nach der Auflösung von Sunny Day Real Estate. Gerade mal sieben Songs errichten in 41 Minuten meterhohe Luftschlösser und entreißen den Zuhörer dem hektischen Alltag.

Auf „Dispossession“ stechen weniger einzelne Songs oder gar Refrains heraus, vielmehr legt Wexler großen Wert darauf, das Album als homogenes Ganzes zu konzipieren. Vieles bleibt dabei, ähnlich wie in einem Traum, selbst nach unzähligem Durchhören nicht wirklich hängen. Das Evozieren einer Atmosphäre ist hier wichtiger als der schnelle Youtube-Klick. „Dispossession“ tut mit dem Festhalten am klassischen Album-Format etwas, das mittlerweile leider ungewöhnlich geworden ist: Es nimmt sich Zeit. Eine willkommene Abwechslung.

Yves Weber

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