Rezension

Midlake

The Courage Of Others


Highlights: Acts Of Man // Small Mountain // Fortune // Children Of The Grounds // Bring Down
Genre: Indie-Folk
Sounds Like: Neil Young // Grizzly Bear // Local Natives // Department Of Eagles// Shearwater

VÖ: 29.01.2010

Midlake machen Musik, die selbst die coolsten Männer zum Weinen bringen kann. So geschah es im Sommer 2006 auf dem Pukkelpop-Festival, als sich einige Jungs dazu überreden ließen, zum Midlake-Auftritt zu gehen. Sie stellten sich mit dem ersten Bier des Tages hinter die noch überschaubare Publikumsmenge und bereiteten sich auf eine langweilige Show vor. Doch als die ersten Klänge ertönten, wurden sie auf einmal ganz ruhig und hörten gespannt zu. Und als das Konzert zu Ende war, konnten sie es noch gar nicht glauben und sagten mit Tränen in den Augen: „Das war so schön! Das war wirklich wunderschön!“ Das werden sich wahrscheinlich auch die Flaming Lips gedacht haben, als sie Midlake im gleichen Jahr mit auf Tour nahmen. Während bei den Flaming Lips jedoch der reinste Kindergeburtstag und jede Menge Action auf der Bühne herrscht (was den Zuschauern eher Freudentränen beschert), gehen Midlake die Sache ruhiger an. Zu „The Trails Of Van Occupanther“, dem Vorgänger-Album von „The Courages Of Others“, waren während der Live-Auftritte wunderschöne Kurzfilme auf einer Bühnen-Leinwand zu sehen, zu denen Midlake die perfekte Filmmusik beisteuerten. Und auch wenn man die Augen schloss und sich nur auf die Klänge konzentrierte, waren diese dennoch, oder umso mehr, bewegend.

So ist auch das erste Promo-Video zum neuen Album perfekt mit der Musik abgestimmt. Wenn bei einem Spaziergang in einem solchen Herbstwald, wie er dort zu sehen ist, von irgendwoher Musik ertönen würde, so wäre es gewiss die von Midlake. Seicht würde sie sich in die Gehörbahnen winden, während die Blätter leise von den Bäumen fielen und die letzten Sonnenstrahlen die Augen blinzeln ließen. Aber auch jetzt, im tiefsten Winter, können Midlake mit ihrer Veröffentlichung nichts verkehrt machen.

Beruhigend wirken die fünf Musiker. Wer also nach einem stressigen Tag mit gefrorenen Füßen nach Hause kommt, sollte sich warme Socken schnappen, die Heizung aufdrehen und natürlich Midlake auflegen. Die Arrangements setzen sich aus Tim Smiths weicher Stimme, viel Flötenspiel, ruhigen, oder auch mal wehmütig klingenden Gitarren, einer eher hintergründigen Schlagzeugbegleitung und zarten Piano-Melodien zusammen. „Winter Dies“ beflügelt jetzt schon erste Hoffnung auf das kommende Frühlingserwachen. „In The Ground“ beginnt mit keltischen Melodien und geht dann in seichtere Balladenklänge über. „Fortune“, „Children Of The Grounds” und auch „Bring Down“ mit seinem weiblichen Hintergrundgesang zeigen sich als die „leichteren“ Momente des Albums.

Insgesamt ist das Album zwar tiefer gehend, noch gefühlvoller und melancholischer als sein großer Vorgänger „The Trails Of Van Occupanther“, aber vielleicht fehlt ihm doch dieses Quäntchen aufhellender Momente und Stärke, was zum Beispiel solch grandiose Songs wie „Roscoe“ ausgemacht hatte.

Marlena Julia Dorniak

Finden


Bye-Bye



Am 5. Januar 2021 haben wir éclat eingestellt. Mehr Infos hierzu gibt es auf unserer Startseite!