Rezension

Mick Harvey

Four (Acts Of Love)


Highlights: Glorious // God Made The Hammer // The Story Of Love
Genre: Folkrock
Sounds Like: Nick Cave and the Bad Seeds // Tom Waits // Madrugada

VÖ: 26.04.2013

Auch wenn Mick Harvey, der zuletzt einen guten Job als einer der Produzenten von PJ Harveys „Let's England Shake“ machte, inzwischen nicht mehr Mitglied bei den Bad Seeds ist, lässt sich nicht bestreiten, dass er immer noch starke musikalische Gemeinsamkeiten mit seinem Exkollegen Nick Cave hat. Alles andere wäre auch ungewöhnlich, da beide bereits 1978 bei Birthday Party (gegründet als Boys Next Door) zusammenfanden. Dass Romantik und Melancholie eine starke Einheit bilden können, haben beide immer wieder mit ihren Songs bewiesen. „Four (Acts of Love)“ macht dies erneut zum Thema und hebt es auf ein Podest. Im Gegensatz zu Cave verzichtet Harvey allerdings auf den Zynismus. 

„Four (Acts of Love)“ ist ein Paradebeispiel dafür, dass eine thematische Singularität durchaus funktionieren kann, insbesondere, wenn sie so facettenreich dargebracht wird wie in diesem Fall. Das Album gliedert sich in die drei Akte „Summertime In New York“, „The Story Of Love“ und „Wild Hearts Run Out Of Time“, die jeweils auch als Song im jeweiligen Akt enthalten sind. „Praise The World“ bildet in verschiedenen Fassungen sowohl den Beginn als auch den Abschluss des Albums. Dazwischen befinden sich viele starke Stücke, aber nicht alle davon stammen aus Mick Harveys Feder. „Glorious“ von PJ Harvey, zu der übrigens nur eine musikalische Verwandtschaft besteht, Von Morrisons „The Way Young Lovers Do“, „The Story of Love“ von The Saints und Roy Orbisons „Wild Hearts“ sind allesamt Musterbeispiele dafür, wie man einem Cover seinen eigenen Stempel aufdrücken kann, um daraus etwas Eigenes entstehen zu lassen. Der auf Bluesschemata basierender Folk lässt die Songs so wirken, als wären sie für diese Stimmung geschrieben worden. Exumas „Summertime in New York“ ist im Gegensatz zu den anderen Covern unstet, wirr und bizarr - und ein wenig jazzig. Die Faszination der Stadt, die niemals schläft, lässt sich kaum besser in Töne fassen. Auf "Four (Acts of Love)" ist dieser Track ein geschickter Kontrapunkt, der die verknüpften Harmonien der anderen Songs, die nahtlos ineinandergreifen und die dabei dennoch erfreulich vielfältig sind, noch offensichtlicher werden lässt. Die Eigenkompositionen sind den Covern qualitativ ebenbürtig. Mit nur wenigen schafft es Harvey immer wieder, seinen Lyrics den Charme von Poesie zu verleihen, die von Lebenserfahrung nur so strotzt. 

Auch wenn die Songtexte sich nicht immer auf den ersten Blick erschließen, ist "Four" ein Album, das sofort fesselt und zu vielen weiteren Durchläufen einlädt. Wer Nick Cave immer eine Spur zu düster fand, wird bei Harvey vielleicht genau das finden, was er schon immer gesucht hat.

Marcel Eike

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